5 Klima
Bei der Beschreibung der klimatischen Gegebenheiten ist zwischen dem
Makro- und dem Mikroklima zu unterscheiden. Während das Makroklima einer
globalen oder wenigstens großflächigen Betrachtung unterliegt, bezieht
sich das Mikroklima auf kleinräumige Areale und ist in starkem Maß von
der Oberflächenstruktur (Morphologie, Bebauung und Vegetation) abhängig.
5.1 Makroklima
Das Makroklima des Rastpfuhls wird wie das von Gesamtdeutschland als
warmgemäßigtes Regenklima der mittleren
Breiten mit überwiegend westlichen Winden und über das ganze Jahr
verteilten Niederschlägen charakterisiert. In der Klassifikation des
Klimas nach
Köppen und Geiger
fällt der Rastpfuhl wie der überwiegende Teil Westdeutschlands in
die Kategorie Cfb:
· C: warmgemäßigtes Klima (kältester Monat zwischen
-3°C und +18°C)
· f: immerfeucht, keine Trockenzeit
· b: warmer Sommer (Durchschnittstemperatur wärmster
Monat < 22°C)
Da es auf dem Rastpfuhl keine Messstation des Deutschen Wetterdienstes
(DWD) gibt, muss auf Messwerte von nahegelegenen Stationen
zurückgegriffen werden.
Die folgenden Daten für den Rastpfuhl wurden auf Basis von Messwerten
der Stationen Saarbrücken-Burbach, Flughafen Ensheim und Riegelsberg
abgeschätzt und mit den von
Olaf
Kühne publizierten Daten verglichen.
Dass diese Abschätzung fehlerbehaftet ist, versteht sich von selbst.
Hinzu kommt, dass – wie später gezeigt wird - insbesondere bei den
Temperaturen die mikroklimatischen Einflüsse nicht unerheblich sind.
Auch der Vergleich ist nicht unproblematisch, da z.B. unterschiedliche
Randbedingungen bei der Ermittlung der Daten zu Grunde liegen (können).
Daher können die hier ermittelten Daten nur zur groben Orientierung
dienen.
Temperaturen
Dargestellt wird die mittlere Temperatur im Jahresverlauf, ermittelt aus
den Durchschnittswerten der Jahre 1981 – 2010.
Die (lineare) Interpolation wurde an Hand der Höhen-Unterschiede der
Messstationen Burbach (190 m über NN) und Flughafen-Ensheim (320 m über
NN) vorgenommen. Da auf dem Rastpfuhl im bebauten Gebiet erhebliche
Höhenunterschiede bestehen, ergeben sich allein auf Grund der
unterschiedlichen Höhenlagen Abweichungen von ca. 0,5°.
Abb. 5.1: makroklimatische
Durchschnittstemperaturen über den Zeitraum 1981 – 2010
(Datenbasis:
interpolierte Werte des DWD)
Wie nicht anders zu erwarten, ist der Januar der kälteste und der Juli
der wärmste Monat.
Die mittlere Temperatur über die Jahre 1981 bis 2010 ergibt sich für das
bebaute Gebiet:
- am tiefsten Punkt und im Zentrum des Rastpfuhls (230 m bzw. 235 m
über NN): 10,3 °C
- am höchsten Punkt (290 m über NN): 9,8 °C
Diese Werte stimmen bis auf wenige Zehntel Grad mit den Werten von
Kühne überein, die von ihm als
Isothermen für
den Bezugszeitraum 1961 – 1990 kartographisch dargestellt wurden.
Niederschläge
Auf Grund der relativ großen räumlichen Schwankungen und Änderungen bei
Wechsel des Bezugszeitraumes wird hier auf eine Interpolation
verzichtet. Stattdessen werden die Messwerte des DWD der Stationen
Burbach (1981-2010) und Riegelsberg (1961-1990 und 1971-2000) gegenüber
gestellt, um die Größenordnung und die Verteilung der Niederschläge
zu charakterisieren, s. Abb. 5.2.
Abb. 5.2: Durchschnittliche
monatliche Niederschläge im jeweiligen Bezugszeitraum (Datenbasis: DWD)
Die Niederschlagshöhe in Millimetern entspricht dabei der Menge an
Litern pro Quadratmeter.
Der Klimaklassifizierung entsprechend sind keine ausgeprägten Regen-
oder Trockenzeiten erkennbar.
Die Jahressummenwerte liegen im Durchschnitt in der Größenordnung 820
... 880 mm. Auch diese Werte liegen größenordnungsmäßig in dem Bereich,
die von
Kühne für die Periode
1961 – 1990 für das Gebiet des Rastpfuhls angegeben wurden.
Sonnenstunden
Bei den Sonnenstunden ergibt sich bei den betrachteten Messstationen und
den betrachteten Zeiträumen ein relativ einheitliches Bild, so dass hier
auf eine Interpolation verzichtet wird. Auf Grund der räumlichen Nähe
kann davon ausgegangen werden, dass die Sonnenstunden auf dem Rastpfuhl
in der gleichen Größenordnung liegen wie hier dar-
gestellt:
Abb. 5.3: Durchschnittliche
Anzahl der Sonnenstunden im Monat (Datenbasis: DWD)
Die Jahresummenwert der Sonnenstunden auf dem Rastpfuhl liegt in der
Größenordnung 1.600 ... 1.700 h. Der Wert liegt
um ca. 100 h über dem Wert, der von
Kühne
als „überwiegender“ Wert für das Saarland angegeben wurde.
5.2 Lokal- und Mikroklima
Bei der Betrachtung des Mikro- und des Lokal(hier: Stadt-)klimas steht
die bioklimatische Situation im Vordergrund, die gerade bei
austauscharmen Hochsommer-Wetterlagen oft zu sehr hohen Belastungen für
die Bewohner führen können.
Zur Darstellung dieser Situation werden ausschnittsweise zum einen
Messergebnisse von Thermalscans und zum anderen
die Ergebnisse einer theoretische Untersuchungen anhand eines
numerischen Klimamodells herangezogen. Eine gröbere Einteilung in
Klimabiotope kann man der Klimakarte des Regionalverbands Saarbrücken
entnehmen.
Abb. 5.4:
Thermalscanneraufnahmen vom 17.9.1992 abends
(für
die Zuordnung der dargestellten Farben zu den gemessenen Temperaturen
liegt leider nur eine
qualitative
aber keine quantitative Aussage vor)
Abb. 5.5: Mittels des
Klimamodells „FITNAH“ berechnetes Temperaturfeldes zum Zeitpunkt 4 Uhr,
das
sich während einer (typischen) wolkenlosen Sommernacht in 2 m Höhe
ausprägt
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden von den Behörden sowohl bei
lokalen und gesamtstädtischen Freiraumplanungen und städtebaulichen
Entwicklungskonzepten als auch bei der Aufstellung von Flächennutzungs-
und Bebauungsplänen berücksichtigt und werden dort dargestellt und
diskutiert.
Für das Gebiet des Rastpfuhls sind in beiden Darstellungen erhebliche
Temperaturunterschiede erkennbar, die nur zu
einem geringen Anteil durch den makroklimatischen Einfluss der Höhe über
NN erklärbar sind. Unterschiede zwischen den
gemessenen und den berechneten Werten sind durch die unterschiedlichen
Tageszeitpunkte der Datenerhebung und den damit verbundenen
unterschiedlichen Effekten von Abschattung und Abstrahlung begründet.
Haupteinflussfaktoren für das Mikroklima sind die Bebauungsdichte, die
Vegetation und die Morphologie.
Der in großen Teilen von „Klein-Moskau“ vorherrschende Geschosswohnbau,
aber auch die verdichtete Bauweise des Rastpfuhl-Carées, der
Knappenrothschule, der Seniorenwohnanlage an der Lahnstraße und
insbesondere des Caritas- Klinikums wirken sich durch ihre
Bebauungsdichte negativ auf das Mikroklima aus, so dass es im Sommer zu
einer erheblichen Hitzebelastung kommen kann. Weniger belastend ist das
Klima auf dem oberen Rastpfuhl, was einerseits
durch die geringe Bebauungsdichte andererseits auf den Einfluss des
nahen Waldes zurückgeführt werden kann.
Erstaunlich ist der große Einfluss des Geißenbergs (Grünflächen westlich
der Caritas-Klinik zwischen Köllertal- und Rheinstraße) und sicher auch
des Burbacher Waldfriedhofs auf die günstigen klimatischen Bedingungen
im Quartier
„Am Heubügel“. Daher wird das Gebiet des Rastbachtals bewusst von
Bebauung frei gehalten.
Von großer Bedeutung für das Mikroklima sind auch die sogenannten
Ventilationsbahnen, über die die Be- und Entlüftung
der belasteten bebauten Flächen erfolgt. Auf dem Rastpfuhl dienen dabei
die großen Waldflächen im Norden und Westen
als Kaltluftlieferant. Im Westen müssen dabei die Grünflächen des
Burbacher Waldfriedhofs, die des Rastbachtals („Geißenberg“) und die
südlich der westlichen Moselstraße mit einbezogen werden.
Auf Grund der Hanglage des oberen Rastpfuhls und der Kanalwirkung der
Lebacher Landstraße und des Talverlaufs am Geißenberg verlaufen die
Ventilationsbahnen überwiegend in Nord-Süd-Richtung. Stärkere
Ventilationsbahnen außerhalb des Rastpfuhls sind entlang des Burbachs
und des Fischbachs vorhanden, wobei nur der Ventilationsstrom im
Fischbachtal das Klima des Rastpfuhls im Osten beeinflusst.
Abb. 5.6: Klimakarte des Rastpfuhl nach [11] - (
höher aufgelöste Grafik als PDF-Datei)
Die Klimakarte in Abb. 5.6 zeigt eine Klimakarte des Regionalverbands
Saarbrücken, die im Rahmen des Programms "UVP
(Umweltverträglichkeitsprüfung) in der Flächennutzungsplanung" erstellt
wurde. Der Einteilung in relativ großflächige Klimabiotope liegen die
Daten zu Grunde, die im Jahr 1992 bei einer Thermalscannerbefliegung
gewonnen wurden, s.
Abb.
5.4.
Bemerkenswert auch hier der positive Einfluss des Rastbachtals und der
Flächen mit geringer Belastung im Nordosten des Rastpfuhls. Änderungen
gegenüber der damaligen Erhebung ergeben sich durch die Bebauung des
Heubügels, des oberen Jennewegs und des östlichen Knappenroths. Der
geringe klimatische Belastung im Nordosten ist außer durch die
Siedlungsstruktur im Wesentlichen begründet durch den positiven Einfluss
des Waldgebiets im Norden und durch den Randeinfluss der
Fischbachtal-Ventilation.
Quellen
- Homepage des DWD
(Deutscher Wetterdienst)
- Klimadaten von Saarbrücken bei Climate-Data.org
- Effektive
Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger
- Kühne, Olaf: Wetter, Witterung und Klima im Saarland. Saarland
Hefte Nr. 2,
herausgegeben vom Institut für Landeskunde im Saarland, 2004. ISBN
3-923877-52-8
- Stadtklimatische Gesamtanalyse der
Landeshauptstadt Saarbrücken, PDF-Datei (2,8 MB)
- Gutachten der GEO-NET Umweltconsulting GmbH, Hannover, März 2012
- Freiräume schützen vor der Hitze. Saarbrücker Zeitung v. 13. März
2013, S. C1
- Städtebauliches Entwicklungskonzept für die
Landeshauptstadt Saarbrücken, PDF-Datei (4,7 MB)
herausgegeben vom Baudezernat der Landeshauptstadt Saarbrücken 2011
- Städtische Freiraumplanung als Handlungsfeld für
Adaptionsmaßnahmen. Abschlussbericht des Saarbrücker
Modell projekts im Rahmen des
ExWoSt-Forschungsprogramms „Urbane Strategien zum Klimawandel –
Kommunale Strategien und Potenziale“, Dezember 2012, PDF-Datei (23,4
MB)
- Wittenbrock, Rolf: Geschichte der Stadt Saarbrücken. SDV
Saarländische Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1999, ISBN 978-3-930843-41-1, Band 2:
Von der Zeit des stürmischen Wachstums bis zur Gegenwart
- Klimakarte des Regionalverbands Saarbrücken auf den Seiten zum
Landschaftsplan, online (Planwerke: Landschaftsplan, Thema:
Klimakarte)
- Erläuterungen zum Landschaftsplan des Stadtverbands (heute:
Regionalverband) Saarbrücken, 2004,
PDF-Datei (4,13 MB) online
Weiterführende Literatur
Scheid, Melanie: Das Klima der deutschen Städte am Beispiel von
Stuttgart und Saarbrücken. Studienarbeit im Fachbereich Geographie an
der Universität des Saarlandes, Saarbrücken, Sommersemester 2013