12.5 Zivilschutzeinrichtungen und militärische Anlagen
Alle bekannten
Zivilschutzeinrichtungen und militärische Anlagen wurden vor oder im 2.
Weltkrieg errichtet, s.a. Abb. 12.5.1. Einige Stollen wurden nach dem
Krieg instand gehalten oder sogar ausgebaut. Seit etwa 2005, nach dem
Ende des "kalten Krieges", gibt es in Deutschland keine öffentlichen
Zivilschutzräume mehr. Dennoch weisen z.B. die Stollen im Wald gegenüber
dem Mehringer Weg (Abb. 12.5.2 bis 12.5.4) und westlich des verlängerten
Gilbenkopfs (Abb. 12.5.5) einen guten äußeren Erhaltungszustand auf. Die
Informationen stammen aus den unten genannten Quellen, die jedoch
teilweise im Vergleich untereinander widersprüchlich und unvollständig
sind. Ein Grund dafür sind sicher die unterschiedlichen Zeitpunkte der
Anfertigung der Karten und die Verwendung unterschiedlicher
Begrifflichkeiten der Verfasser.
Abb. 12.5.1: militärische Anlagen (Stand 1944/45) auf dem
Rastpfuhl sowie Zivilschutzeinrichtungen (Stand 1945)
nach [1] bis [4] (
höher
aufgelöste Grafik als PDF-Datei)
Erläuterungen zur Karte:
Li = Lichtmessbatterie
- einstellige Zahlen: Anzahl der Objekte nach [3]
- drei- und vierstellige Zahlen, beginnend mit 6 oder 7: Nummerierung
nach [2], von [4] übernommen
- zwei- und dreistellige Zahlen in gelbem Kreis: Nummerierung nach
[4]
Zu den in der Karte eingezeichneten militärischen Anlagen und
Zivilschutzeinrichtungen und lassen sich aus den verschiedenen Quellen
folgende Einzelheiten entnehmen:
- Panzergräben: Diese wurden in den Jahren 1944/45 von Jugendlichen
von Hand im sogenannten Schanzeinsatz als Hindernisse für feindliche
Panzer ausgehoben, s.a. Kap.
14.3 Geschichte des des Rastpfuhls - Abschnitt "Zweiter
Weltkrieg".
Die Gräben hatten eine Tiefe von 2–3 m und steile Böschungen. Im
Jahr 1953 wurden die Gräben wieder verfüllt.
- Bunker Rastpfuhl 12, St. Antonius
Im 2. Weltkrieg "Klosterbunker", nach dem Krieg "Schulschutzraum" in
Verbindung mit dem Kindergarten
- Luftschutzstollen Sieben Eichen, 1942-1944
Der Stollen hatte eine Bodenfläche von 250 m² und sollte 283
Personen (ohne Belüftung) bzw. 500 Personen (mit Belüftung) Platz
bieten. Ob die im Juli 1943 beauftragte Belüftungsanlage, aber im
Juni 1944 lt. Mahnschreiben des Maschinenamts der Stadt Saarbrücken
noch nicht eingebaute Anlage jemals realisiert wurde, ist nicht
bekannt.
- Luftschutzbunker Rußhütter Straße 1-3, 1943
Der Bunker entstand durch Erdanschüttungen und Aufbringen einer
starken Betondecke auf die Kellergeschosse der Häuser Rußhütter
Straße 1 und 3. Die Obergeschosse der Häuser waren zuvor bei dem
Luftangriff am 29. Juli 1942 zerstört worden. Der Bunker war für 130
Personen ausgelegt. Bei einem Luftangriff in der Nacht 5./6. Oktober
1944 wurde der Bunker durch mehrere Volltreffer zerstört, nur wenige
Schutzsuchende überlebten.
- Luftschutzraum im Krankenhaus Rastpfuhl, 1943 - 1944
Einige Kellerräume des Krankenhauses wurden ab 1943 zu
Luftschutzräumen ausgebaut und boten je nach Quelle ca. 300 - ca.
560 Personen Platz. Am Krankenhaus befand sich ein Löschwasserteich
mit ca. 700 m³ Inhalt.
- Stollen im Burbacher Wald unterhalb der Hubert-Müller-Straße,
gegenüber dem westlichen Ende des Mehringer Wegs:
Abb.
12.5.2: Stollen westlich des Mehringer Wegs
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Abb.
12.5.3: Nord-Eingang
(Die Eingangstür ist mittlerweile zugeschweißt!)
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Abb.
12.5.4: Süd-Eingang
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größere Fotos (PDF-Datei): Bild
anklicken!
- Luftschutzstollen Hunsrückstraße 12, 1944
Belegung (geplant): 396 Personen, Lichte Höhe: 2,10 m
- Hochbunker bei Haus Lieserer Weg 2,
nach dem Krieg gesprengt, Fläche heute mit Garagen bebaut
- Bunker Ockfener Weg 17, nach dem Krieg gesprengt
Abb. 12.5.5: Eingang zum Luftschutzstollen im Wald
westlich der verlängerten Straße am Gilbenkopf
(größeres Foto [PDF-Datei]: Bild anklicken!) |
Wichtiger
Hinweis
für alle Hobby-Bunker-Forscher:
Der unerlaubte Zutritt zu den Stollen ist nicht nur eine
Straftat, sondern auch extrem lebensgefährlich!
Neben Ausgasungen von Methan oder Kohlendioxyd in die
Stollen können in Sandsteinstollen auch (lebensgefährlich)
große Brocken von der Decke herunter fallen.
In der Vergangenheit kam es leider auch zu Todesfällen, weil
Jugendliche in Stollen Feuer gemacht oder gelegt hatten.
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An militärischen Anlagen und an Zivilschutzanlagen im 2. Weltkrieg
sind weiterhin bekannt:
- verschiedene Hausbunker
Anmerkung: Erst mit der 2. Durchführungsverordnung vom 4. Mai
1937 zum Luftschutzgesetz vom 26. Juni 1935 wurden im §
1 (1) für "Neu-,
Um- und Erweiterungsbauten, ... bauliche Maßnahmen" vorgeschrieben,
"die den Anforderungen des Luftschutzes entsprechen." Zudem wurden
mit der 3. Durchführungsverordnung, ebenfalls vom 4. Mai 1937,
in § 2 (2) "Kleinsiedlungen und Volkswohnungen" von den Bestimmungen
der Verordnung ausgenommen. Daher gab es auf dem Rastpfuhl kaum
gebäudeeigene Luftschutzräume.
Beispiele für Hausbunker:
- Kanzemer Weg 19
- Mehringer Weg 5
- Löschteich auf dem Trarbacher Platz (Platz vor dem heutigen
Siedlerheim)
- Gittermast mit Beobachtungsplattform mit Sicht bis nach Frankreich
an den Sieben Eichen.
- Täuschziel (engl.: decoy) auf der Nauwies
Auf der Nauwies, die zur Zeit des 2. Weltkriegs eine größere
Ausdehnung hatte als heute, wurde aus Mauern und brennbarem Material
lohnendes Ziel vorgetäuscht, das Bombenabwürfe anziehen sollte. Die
Scheinanlage war den Alliierten seit 1942 bekannt, verfehlte aber
auch bei späteren Bombenabwürfen ihre Wirkung nicht. So wurden nach
dem Angriff am 23. Mai 1944 ca. 200 Bombeneinschläge bei der
Scheinanlage Nauwies gezählt.
- Flugabwehrkanonen (Flak)-Scheinwerfer-Stellung an der heutigen
Rußhütter Straße Höhe Erdener Weg.
Flugabwehrkanonen selbst gab es auf dem Rastpfuhl nicht. Die
räumlich nächste Flak-Stellung befand sich beim
Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) in Burbach. Bei der in obige Abb.
12.5.1 auf Grund von [3] eingezeichnete FLAK-Stellung mit 3 Kanonen
dürfte es sich um eine mobile Anlage gehandelt haben, die vermutlich
nur in den letzten Kriegstagen dort aufgestellt war.
- Kabelbrunnen (Fernmeldebunker im Wald) nördlich des
Beilsteiner Wegs. In dem unterirdischen kleinen Bunker wurden
Telefonkabel zusammengeführt und verschaltet, die zwischen
Kommandoständen in den Westwall-Bunkern verlegt waren. Zudem bot der
Bunker Platz für einen Soldaten. Der Eingang wurde mit einem
Klapp-Stahldeckel verschlossen. Reste sind heute noch deutlich
sichtbar.
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Infrastruktur
Quellen:
- Messtischblatt 6707 "Dokumentation von Kriegsereignissen 1939 -
1945", herausgegeben vom Saarländischen Innenministerium,
Bearbeitung und Redaktion: MinRat Wilh. Klein, Ausgabe 1985. In:
LA-SB Sign. K 1873/22 1
- Befestigungsatlas Westwall auf der Basis der Topografischen Karte
1:25.000- Südteil, 1944, Bd. 3: Kartenblatt 6707 Saarbrücken,
zusammengestellt von der Inspektion der Festungen (InFest) des
Oberkommandos der Wehrmacht (OKW).
In: BA-MA, Sign. RH 11-III/528
- "Defense of Saarbrucken", Kopie des Messtischblatts 6707,
bearbeitet von der 7. US-Armee , Stand 10. März 1945
- Brunner, Florian: Unterirdisches Saarbrücken. Geistkirch Verlag
Saarbrücken, 2011, ISBN 978-3-938889-36-7
- Luftbilder 1945 in: Brunner, Florian: Saarbrücken – Entdeckungen
von oben, Geistkirch Verlag, Saarbrücken,
ISBN 978-3-938889-03-9
- Eckel, Werner: Luftkrieg in Saarbrücken 1939-1945. SDV
Saarländische Druckerei und Verlag, 1985,
ISBN-13: 978-3925036002
- Mössner, Gerd: Buben auf dem Rastpfuhl. In: Der Rastpfuhl –
Geschichte eines Siedlungsgebietes und seiner Bewohner. Herausgeber:
Deutscher Siedlerbund Landesverband Saarland e. V.,
Siedlergemeinschaft Saarbrücken-Rastpfuhl e. V., Volkshochschule
Stadtverband Saarbrücken. November 1999
- Gutwenger, Christa: Ein schwarzer Tag. Der 5. Oktober 1944. In:
Der Rastpfuhl – Geschichte eines Siedlungsgebietes und seiner
Bewohner. Herausgeber: Deutscher Siedlerbund Landesverband Saarland
e. V., Siedlergemeinschaft Saarbrücken-Rastpfuhl e. V.,
Volkshochschule Stadtverband Saarbrücken. November 1999
- „Bunker, Stollen und Mehrzweckanlagen“ auf den Internetseiten
der Stadt Saarbrücken.
- Informationen über den Schulschutzraum, Rastpfuhl 12 auf den Internetseiten
der "Interessengemeinschaft für historische Militär-, Industrie- und
Verkehrsbauten"
- Der Offizier trug seine tote Mutter aus dem Bunker. Saarbrücker
Zeitung vom 06.09.2004
- Itschert, Ernst A. u.a: "Feuer frei - Kinder !" - Buchverlag
Saarbrücker Zeitung, 1984, ISBN: 978-3922807292
- Trarbacher Platz übergeben - Festplatz am Siedlerheim wurde für
55.000 Euro neu gestaltet. Saarbrücker Zeitung 12.05.2010
- Der Rastpfuhl - Geschichte eines Siedlungsgebietes und seiner
Bewohner. Herausgeber: Deutscher Siedlerbund Landesverband Saarland
e.V., Siedlergemeinschaft Saarbrücken-Rastpfuhl e.V.,
Volkshochschule Stadtverband Saarbrücken. November 1997, S. 176
- Zivilschutzanlagen
im Saarland (Private Internetseiten)
- "Luftschutzraum Sieben Eichen", 1942-44 (StA-SB G 60 – 6927) mit
Schreiben des Maschinenamts Saarbrücken vom 2. Juni 1944 an die Fa.
Brand & Grasemann Nachf. Gotha (Lieferant der
Schutzraumbelüftungsanlage) sowie mit Plänen
- Pläne aus "Luftschutzraum Ecke Lebacher- und Rußhütterstraße",
1943 (StA-SB G 60–7015)
- "Luftschutzraum im Krankenhaus Rastpfuhl" mit Plänen (StA-SB G
60–7277)
- Plan aus "Luftschutzstollen in der Hunsrückstraße", 1944 (StA-SB G
60–7030)
- Schreiben des Vermessungsamts (Stadtamt 64 A) an die
Stadtbauverwaltung v. 29. Okt. 1946 mit Anlagen: Verzeichnis zum
Antrag an die Militärregierung wegen Berücksichtigung der
Wohngebäude bei Bunkersprengungen; hier Ecker Lebacher Str. und
Lieserer Weg sowie Ockfener Weg 17 (StA-SB V60-51 (II))
- Schreiben der Saarbrücker Baupolizei vom 8. Dezember 1950 an die
Saarbrücker Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft zum ungenehmigten
"Bau von Stallungen und Schuppen in der Siedlung Am Rastpfuhl" mit
detaillierter Liste. In: StA-SB Sign. V 60 – 149, Saarbrücker
Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH, Allgemeiner Schriftverkehr;
1948 - 1953
- OSM-(OpenStreetMap-) Eintrag "Fernmeldebunker" sowie persönliche
Information des OSM-Bearbeiters
- Schmachtenberg, Werner: Der Westwall - Entstehung, Bauten,
Wirkung, Relikte. In: Kukatzki, Bernhard u. Bader, Uwe
(Hrsg.): Der Westwall in Rheinland-Pfalz - Studien zur
historisch-politischen Bildung , Bd. 1, Mainz 2019, online (PDF-Datei, 4,2 MB)
StA-SB Stadtarchiv Saarbrücken
LA-SB Landesarchiv Saarbrücken-Scheidt
BA-MA Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg