13.3 Ausgewählte Kapitel zur Infrastruktur "Soziale und medizinische
Einrichtungen"
13.3.1 Caritas-Klinik (Rastpfuhl-Krankenhaus)
Die Caritas-Klinik "St. Theresia" ist ein Krankenhaus mit 466 Betten
(Stand 2021) und 14 Fachabteilungen. Seit 2011 besteht ein Verbund mit
dem Krankenhaus St. Josef in Dudweiler, Ende 2016 wurde eine Kooperation
mit dem Klinikum Saarbrücken (Winterberg) beschlossen. Im März 2021
wurden Pläne bekannt, nach denen das Krankenhaus St. Josef in Dudweiler
im Jahr 2025 geschlossen werden soll und Betten und Personal zum
Standort Rastpfuhl verlagert werden sollen. Im Krankenhausplan der
Landesregierung vom September 2021 sind im Zuge der Verlagerung 70 Mio.
€ für den Abriss des alten Bettenhauses und für einen Neubau plus
Anbauten vorgesehen.[26] Die Bettenzahl auf dem Rastpfuhl kann dadurch
auf 623 erhöht werden.[27] Im Februar 2023 wird berichtet, dass sich bei
Baukosten voraussichtlich auf rund 100 Mio. € erhöhen werden.[30]
2006 gab es 873 Beschäftigte, davon 130 Ärzte.
Zu der Klinik gehört eine Notaufnahme, die ursprünglich pro Jahr ca.
27.000 Patienten versorgen konnte. Im Februar 2020 wurde mit einem
Neubau der Zentralen Notaufnahme (ZNA) begonnen. Die neue ZNA
wurde im September 2021 fertiggestellt und ermöglicht nun die
Aufnahme von 40.000 bis 45.000 Notfall-Patienten pro Jahr. Die Baukosten
betrugen ca.
8 Millionen
Euro.[25]
Abb. 13.3.1: Altbau der Klinik St. Theresia von 1901 und das 2004
eröffnete Eingangsgebäude
Zum Krankenhaus St. Theresia auf dem Rastpfuhl, Postadresse Rheinstraße
2, gehören die Fachabteilungen:
- Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Tumorchirurgie
- Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
- Medizinischen Klinik mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie /
Endokrinologie / Infektiologie / Stoffwechsel- und
Ernährungskrankheiten
- Frauenklinik (Geburtshilfe und Frauenheilkunde), seit 1971
- Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie (seit 2006)
- Klinik für Geriatrie
- Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und
Halschirurgie, plastische Operationen
- Klinik für Hämatologie und Onkologie (seit 1988)
- Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie
- Neurologische Klinik (seit 2003) mit Stroke Unit (seit 2004)
- Klinik für Palliativmedizin (seit 1989)
- Klinik für Radioonkologie / Strahlentherapie (seit Januar 1999)
- Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädische Chirurgie (seit 1998)
- Urologische Klinik
sowie:
- das interdisziplinäre Onkologisches Zentrum mit
- Darmkrebszentrum
- Brustzentrum
- Gynäkologischem Krebszentrum
- Kopf-Hals-Tumorzentrum
- Krebszentrum für Pankreas
- da Schilddrüsen-Zentrum Saar
- das Institut für Diagnostische und interventionelle Radiologie
Auf dem Klinik-Gelände befinden sich außerdem folgende Einrichtungen,
die jedoch nicht zum Krankenhaus "St. Theresia" gehören und teilweise
nicht unter der Trägerschaft der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken
mbH (cts) fallen:
St. Theresia ist seit Dezember 1982 akademisches Lehrkrankenhaus der
Universität des Saarlandes.
Geschichtliches
Das Krankenhaus wurde in den Jahren 1900/1901 oberhalb des Rastbachs auf
dem damals unbebauten Gebiet zwischen der Rastpfuhl-Siedlung und der
bereits bebauten Burbacher Hubert-Müller-Straße errichtet. Auftraggeber
war der Verband der Krankenkassen der Stadt Malstatt-Burbach, nachdem
die Stadtverwaltung (der bis 1909 selbstständigen Kommune)
Malstatt-Burbach einen bereits 1897 eingereichten Antrag für den Bau
abgelehnt hatten. Die Baukosten betrugen 100.000 Mark und wurden von den
Krankenkassen aufgebracht, unterstützt durch eine großzügige Spende des
Waggonfabrikanten Theodor Peter Lüttgens. Am 16. Juni 1901 wurde das
Krankenhaus feierlich eingeweiht. Erster Chefarzt war der Geheime
Sanitätsrat Dr. Maurer, der auch die Anregung zum Bau des Krankenhauses
gab. Anfangs konnten nur 20, 1910 bereits 80 und 1926 200 Betten
belegt werden.
Die Erschließung erfolgte von Norden über die Moselstraße (heutiger
Name: Ahrstraße) und von Süden über die Waldstraße. Von der heutigen
Rheinstraße (damalige Bezeichnung: Deutsche Straße) existierte nur ein
Stück zwischen der Moselstraße (Ahrstraße) und der Waldstraße als Zuweg
zum Krankenhaus. Erst in den 1970er Jahren wurde die Rheinstraße
durchgängig zwischen Lebacher Straße und Hubert-Müller-Straße ausgebaut,
s.a.
Kap.
11.1 Individualverkehrsinfrastruktur, Geschichtliches, Straßen.
Quelle und ©: Landesbildstelle Saarland im LPM (Klippel, Marcel)
Abb. 13.3.1: Rastpfuhl-Krankenhaus 1958 (
höher aufgelöste Grafik als
PDF-Datei)
Bereits 1909 erhielt das Krankenhaus elektrische Beleuchtung und das
erste Röntgengerät wurde angeschafft. 1914 übernimmt die Allgemeine
Ortskrankenkasse Saarbrücken die Trägerschaft. Der erste Weltkrieg
verhindert einen weiteren Ausbau des Krankenhauses, die notwendige
Erhöhung der Bettenkapazität kann nur durch eine Baracke des Roten
Kreuzes erreicht werden.
Im ersten Weltkrieg wird das Krankenhaus ein "Verbandskrankenhaus". Am
6. November 1918 fielen 4 Bomben in den Gemüsegarten des Krankenhauses.
Es explodierte jedoch nur eine davon und brachte etliche Fensterscheiben
zu Bruch.
In den 1930er-Jahren gab es Pläne für einen Neubau südlich der
Köllertalstraße auf dem Gebiet des heutigen Prims- und Illwegs. s. dazu
Kap.
10.5.10 Neubau Rastpfuhl-Krankenhaus.
1939 wird das Krankenhaus in die Räume des St. Wendeler Gymnasiums
verlegt. Wie schon im ersten Weltkrieg diente das Krankenhaus als
Lazarett. Außerdem gab es einen Luftschutzraum. Bei einem Luftangriff am
Abend des 5. Oktober 1944 wurde das Krankenhaus durch Bomben in Flammen
gesetzt und schwer beschädigt.
Der Wiederaufbau nach Kriegsende gestaltete sich mangels Baumaterial
schwierig. Bis Oktober 1945 standen lediglich 10 Betten zur Verfügung,
Ende 1947 waren es 15 Betten. Erst ab Januar 1949 konnte die Kapazität
auf 93 Betten erhöht werden. Der Wiederaufbau dauerte bis 1950.
Nun konnten 240 Betten belegt werden. Insgesamt kostete der Wiederaufbau
ca. 168 Mio. Francs, bereitgestellt von der Landesversicherungsanstalt
für Angestellte (LVA), die am 1. Juli 1947 die Trägerschaft übernommen
hatte. Nach der Erweiterung des Hauptgebäudes und einem kleineren Neubau
in den Jahren 1950/51 konnte dann die Bettenkapazität auf 274 erhöht
werden.
Am 15. März 1965 übernimmt der "Caritasverband für Saarbrücken und
Umgebung e.V." die Trägerschaft des Krankenhauses. Ein seit Ende der
1950er Jahren geplanter Neubau wurde erst ab 1967 in geänderter Form
umgesetzt. Die Bauarbeiten für das neue Haupthaus dauerten 4 Jahre und
kosteten ca. 25 Mio. DM. Mit der Einweihung am 8. Dezember 1971 standen
nun 350 Betten zur Verfügung. Gleichzeitig wurde das Krankenhaus in
"Caritasklinik" St. Theresia" umbenannt.
In den Folgejahren gab es weitere Bautätigkeiten. Zwischen 1989 und 1995
wurde ein fünfgeschossiger An- und Verbindungsbau mit 9.000 m²
Fläche errichtet. 1996 wurde ein Erweiterungsbau mit 1.800 m²
Fläche eingeweiht.
Nach dem Abriss mehrerer alter Gebäude im März 2003 begannen die
Bauarbeiten für ein neues Eingangsgebäude, das
am 27. Oktober 2004 nach 1 1/2 Jahren Bauzeit eingeweiht werden konnte.
Die Baukosten betrugen rund 9,3 Millionen Euro.
In dem Gebäude ist unter anderem das Medizinische Versorgungszentrum
untergebracht.
Zwischen 2008 (erster Spatenstiche am 26. September) und Mai 2011
entstand für ca. 17 Mill. Euro ein neuer Trakt. Dazu gehören 7 neue
Operationssäle, die Erweiterung der Strahlenklinik und Neubau der
Intensivstation.
2013 wurde nach 15-monatiger Bauzeit der Neubau der Onkologische Klinik
(Haus 6) fertig gestellt und bezogen.
Bereits zum 1. Januar 1993 ging die Trägerschaft des Krankenhauses vom
Caritas-Verband auf die neu gegründete "Caritas Trägergesellschaft
Saarbrücken mbH (cts)" über. Offizieller Dienstherr ist das
katholische Bistum Trier. Die letzten Schwestern vom Orden "Heiliger
Geist Koblenz" verließen jedoch bereits 1994 das Krankenhaus.
Wandrelief von Ernst Alt
Der Saarbrücker Künstler Ernst Alt (1935-2013), der vor allem durch
seine Sakralkunst bekannt wurde, schuf 1973 das bronzene Wandrelief
"Sieben Werken der Barmherzigkeit", das im Foyer der Klinik angebracht
wurde.
Quellen:
- Webseite
der Caritas-Kliniken Saarbrücken
- CaritasKlinikum
Saarbrücken, Standort St. Theresia auf Kliniken.de
- Medizinisches VersorgungsZentrum am
CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia
- Liste
der Lehrkrankenhäuser auf der Webseite des
Universitätsklinikums des Saarlandes
- Löffler, Karin: Abschied der Schwestern vom Krankenhaus.
Saarbrücker Zeitung vom 03.03.1994
- Bredel, Otwin: Mehr Raum zum Heilen - Rastpfuhl-Klinik:
Erweiterungsbau mit 1800 Quadratmetern eingeweiht. Saarbrücker
Zeitung vom 03.07.1996
- Feilen, Thomas: Wohl fühlen ist das Rezept der Caritasklinik -
Saarbrücker Krankenhaus stolz auf guten Ruf. Saarbrücker Zeitung vom
13.06.2006
- Pickuth, Dirk (Hrsg.): Gesundheit für Generationen : die
Geschichte der Caritasklinik St. Theresia in Saarbrücken ; ein
Beitrag zur Medizingeschichte des Saarlandes. Röhrig-Verlag, St.
Ingbert, 2011, ISBN 978-3-86110-482-7
- Zeittafel (Juli 1926 bis Juli 1927), 14. Oktober 1926 In:
Saarkalender Bd. 6 (1928)
- A. Z: Der Luftkrieg gegen das Saargebiet vom 2. August 1915 bis 6.
November 1918. In: Saarkalender, Bd. 5 (1927), S.
56
- Rolshausen, Martin: Mit der Beleuchtung kamen die X-Strahlen -
Seit 100 Jahren gibt es auf dem Rastpfuhl Radiologie. Saarbrücker
Zeitung vom 08.10.2009
- Webseite "Der Weltkrieg war vor deiner Tür" -
Saarbrücken.
- Roth, Julius: Daten zur Burbacher Chronik 1313 bis 2000
- Hartmann, Michèle: Festakt in der Caritasklinik - St.
Theresia: Applaus fürs neue Haus. Saarbrücker Zeitung vom 28.10.2004
- Spatenstich auf dem Rastpfuhl. Saarbrücker Zeitung vom 27.09.2008
- Rolshausen, Martin: Operation gelungen – Klinik lebt,
Caritas-Krankenhaus hat 17 Millionen Euro in seine Zukunft
investiert. Saarbrücker Zeitung vom 07.05.2011
- Neues Tumorzentrum nimmt Arbeit auf. Saarbrücker Zeitung vom
24.04.2013
- Krankenhäuser beschließen Kooperation. Pressemitteilung des
Caritas-Klinikums vom 25.11.2016, online.
- Kirch, Daniel: Neuer Krankenhausplan 2018-2025 - Was der neue Plan
für die Kliniken bedeutet. In: Saarbrücker Zeitung vom 5. März 2018,
online
- Kirch, Daniel: Neue Notaufnahme für 45 000 Patienten. In:
Saarbrücker Zeitung vom 7. Februar 2020
- Webseite "Ernst Alt. Werkschau.", Sakralräume, Bild 17
- Albrecht: Thomas: Kunstgeschichte(n) Ernst Alt, Wanderer zwischen
Mythos und Christentum. In: Saarbrücker Zeitung vom 2. Nov. 2020, S.
C5
- "Spatenstich zur neuen Zentrale Notaufnahme am CaritasKlinikum
Saarbrücken St. Theresia" auf den Webseiten des Caritas Klinikums Saarbrücken
- Zeittafel zur Geschichte des Saargebietes vom 1. Juli 1926 bis 1.
Juli 1927. In: Saarkalender für das Jahr 1928 (6)
- Der Luftkrieg gegen das Saargebiet. In: Saarkalender für das Jahr
1927 (5)
- Kirch, Daniel: Warum die Dudweiler Klinik vor dem Aus steht. In:
Saarbrücker Zeitung v. 19. März 2021, S. B1
- Neue Notaufnahme in Betrieb. Saarbrücker Zeitung vom 14. September
2021, S. C1
- Fuchs, Tobias: Über eine Milliarde Euro für die Kliniken. In:
Saarbrücker Zeitung vom 26. September 2021, S. B1
- Lindemann, Martin: Große Pläne für Klinik auf dem Rastpfuhl. In:
Saarbrücker Zeitung vom 21. Dezember 2021, S. B1
- Lindemann, Martin: Baukosten bringen Saar-Kliniken in Not. In:
Saarbrücker Zeitung vom 09. Februar 2023, S. B1