11.1 Individualverkehrsinfrastruktur
11.1.1 Straßen (heutige Situation)
In Nord-Süd-Richtung bilden die Bundesstraße 268 und die Autobahn A1 die
Hauptverkehrsachse zwischen den nördlich des Rastpfuhls gelegenen Orten
und der Kernstadt Saarbrücken. Die B 268 geht am Waldrand an der
Einmündung der Hubert-Müller-Straße und des Lieserer Weges in die
Autobahn A1 über.
Abb. 11.1: Autobahnende A1 /
Übergang in die Bundesstraße B 268 (Blick stadtauswärts nach Norden)
Die Landestraße Hubert-Müller-Straße verbindet – ebenfalls in
Nord-Süd-Richtung – den Endpunkt der A1 mit dem Saarbrücker Stadtteil
Burbach.
In Ost-West-Richtung werden die Rheinstraße zwischen Lebacher
Straße/Pariser Platz und Hubert-Müller-Straße sowie auch die Rußhütter
Straße vom Durchgangsverkehr genutzt, alle übrigen Straßen überwiegend
vom Quell-/Ziel- und vom Binnenverkehr. Die Moselstraße, die Rußhütter
Straße, die Straße Im Knappenroth und die östliche Rheinstraße sowie der
Jenneweg dazwischen gelten dabei als Hauptsammelstraße.
Eine Karte mit allen Straßen auf dem Rastpfuhl ist im
Kapitel 3. Lage und regionale Einordnung
enthalten.
Die
Lärm- und Schadstoffbelastung
entlang der A1/B 268 insbesondere durch den Lkw-Verkehr ist enorm. Die
Lkw-Verkehrsstärke (Lkw über 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht) liegt in
der Kategorie 1.000 bis 1.999 Fahrzeuge pro Tag (24 Stunden), die der
Hubert-Müller-Straße immerhin noch bei 500 bis 749 Lkw/24 h. Bei den Lkw
über 7,5 Tonnen zählte Stadtteilverein “Malstatt gemeinsam stark” e.V am
29.06, 01.07. und 03. 07.2015 über 24 Stunden auf der Lebacher Straße im
Durchschnitt über 800 Fahrzeuge.
Nicht zuletzt in Folge von Anwohner-Protesten wurde 2017 auf der
Lebacher Straße zwischen Cottbuser Platz und Einmündung Rußhütter Straße
eine Tempo-30-Zone eingerichtet. Darüber hinaus fordert der
Stadtteilverein „Malstatt - gemeinsam stark“ weiterhin ein Verbot für
den Lkw-Durchgangsverkehr. Lt. Mitteilung der Stadt Saarbrücken
soll
der Bereich Oberes Malstatt/Rastpfuhl mit dem
Schwerpunkt Lebacher Straße nicht für den gesamten Lkw-Verkehr
gesperrt werden, sondern nur für den überregionalen
Lkw-Durchgangsverkehr, also für Lkw-Verkehr, der aus einem Umkreis von
mehr als 75 Kilometern.[9]
Zur Entlastung der Hubert-Müller-Straße forderte u.a. die
Bürgerinitiative „Hubert-Müller-Straße und angrenzende Gebiete“ die
Realisierung einer Verbindung
(„Verschwenkung“)
der
A1 zur A 623 (Grühlingstraße). Die Bürgerinitiative hat 2010
hat jedoch aufgegeben und sich aufgelöst. Die Verschwenkung wurde
zwischenzeitlich in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen, s. Abschnitt
"
Planungen".
Für die Hubert-Müller-Straße wurde für den Lkw-Durchgangsverkehr ein
Nachtfahrverbot (22 h bis 6 h) eingeführt.
Quellen:
- Verkehrsentwicklungsplan 2030 (VEP) für die Landeshauptstadt
Saarbrücken - Bestandsanalyse (Entwurf).
Herausgeber: Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Saarbrücken.
Als "Gesamtbericht
zur
Bestandsanalyse des VEP" (PDF-Datei, 20,6 MB) herunterladbar.
- Tempo 30 in der Lebacher Straße, Saarbrücker Zeitung vom
03.09.2016
- Malstatter Verein verbucht Pläne der Stadt als Erfolg, Saarbrücker
Zeitung vom 30.07.2016
- Weniger Lärm mit Tempo-30-Zone, Saarbrücker Zeitung vom 01.07.2016
- Bericht
"LKWs raus" auf der Homepage der des Vereins Malstatt
gemeinsam stark
- „Wir haben die Schnauze voll“ „Bürgerinitiative
Hubert-Müller-Straße“ fühlt sich von der Politik „verschaukelt“.
Saarbrücker Zeitung vom 28.08.2010
- Lehmann, Heiko: Lkw-Stress: Stadt kündigt Gutachten an. In:
Saarbrücker Zeitung vom 21. Januar 2018, S. C3
- Hoffmann, David: Wie Brummis Malstatt meiden können. In:
Saarbrücker Zeitung v. 2. März 2021, S. C4
- Dittgen, Fredy: Nächste Runde im Riegelsberger Lkw-Streit. In:
Saarbrücker Zeitung v. 24. Februar 2023, S. C2
11.1.2
Radwege
Radwege mit eigenem Fahrweg sind auf dem Rastpfuhl eher
rudimentär vorhanden. Gut ausgebaut ist nur der Radweg entlang der
Lebacher Landstraße und der anschließenden Autobahn A1 ab Höhe der
Straße Am Rothenbüsch weiter bis Riegelsberg. Südlich davon, also
entlang der Lebacher Straße und der Straße "Rastpfuhl" wurde 2017 ein
Fahrrad-Schutzstreifen angelegt.
Als Alternativroute für die Nord-Süd-Verbindung wird die Riegelsberger
Straße und die Eifelstraße durch
Wegweisung und begleitende
Maßnahmen für den Radverkehr ertüchtigt.
Quellen:
- Fahrrad-Schutzstreifen für die Lebacher Straße
auf den Internetseiten des ADFC, Ortsgruppe Saarbrücken
- Malstatt soll für Radfahrer sicherer werden : Gefährliche
Situationen trotz neuem Schutz. In: Saarbrücker Zeitung vom 4.
September 2017, online.
- Präsentation des Radberichts 2022 zur Pressekonferenz 24.11.2022,
online
auf den Internetseiten der Stadt Saarbrücken (PDF-Datei, ca.
2,86 MB)
11.1.3
Wanderwege
Als Freizeit- und Wanderwege eignen sich alle Wege und Pfade im Wald
nördlich des Wohngebiets. Am Waldrand am Ende der Straße Am Gilbenkopf
ist ein beliebter Lauftreff. Dort beginnt auch der überregionale
Nahe-Wanderweg.
Außerdem verläuft über den Rastpfuhl der Jakobsweg von St. Wendel zum
Knotenpunkt Saarbrücken, s. Abb. 11.4. Der Weg wurde am Wochenende von
22. bis 24. Oktober 2010 mit einer Eröffnungswanderung eingeweiht.
|
|
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Abb.
11.2/11.3: Markierungen für Wanderwege am Ende der
Straße Am Gilbenkopf
|
Abb. 11.4: Verlauf des
Jakobwegs von St. Wendel nach Saarbrücken (höher aufgelöste Grafik, PDF-Datei 2,0 MB)
|
Quellen:
- Seite "Wanderwege/Urwaldpfade" auf der privaten
Homepage "Mein Bilderbuch über den Saarbrücker Urwald".
- "Jakobsweg von St. Wendel nach Saarbrücken wird im
Oktober eröffnet" in: Saarbrücker Zeitung vom 20. Sept. 2010, online
- Grafik unter "Sternenweg/Chemin des
étoiles" auf den Internet-Seiten der Landeshauptstadt
Saarbrücken
11.1.4
Geschichtliches zu den Straßenverbindungen
In der Römerzeit führte
die Hauptverbindung von den damaligen Siedlungen auf dem Gebiet der
heutigen Stadt Saarbrücken nach Trier über Pachten entlang des Saartals.
Daneben gab es jedoch eine weitere Römerstraße, die in etwa dem jetzigen
Verlauf der Hubert-Müller-Straße und der A1 entspricht[1], s.a. Abb.
14.1 im
Kapitel
14.1
„Frühe Geschichte des Rastpfuhls“.
Diese Straße ist späteren Landkarten erst wieder ab dem Ende des 18.
Jahrhunderts eingezeichnet, jedoch von untergeordneter Bedeutung.
Heutige Lebacher (Land-)Straße und Autobahn A1
In „neueren“ Karten, die erst bei einer Entstehung ab dem Beginn des 19.
Jahrhunderts als genügend genau eingeschätzt werden, ist ein
Verkehrsweg von Malstatt (frühere Schreibweisen
Molstatt,
Mohlstadt oder
Mahlstadt) nach Norden Richtung
Riegelsberg eingezeichnet, der wiederum relativ genau mit dem Verlauf
der heutigen B 268 und A1 übereinstimmt [2]. Dieser Weg über Lebach nach
Trier bestand lt. [3] sicher auch im Mittelalter. In [4] wird jedoch
angenommen, dass die Verbindung über Heusweiler nach Lebach über das
Fischbachtal und das Jagdschloss Philippsborn (an der Stelle des
heutigen Forsthaus Neuhaus) geführt wurde. Gestützt wird diese These nur
durch [5], während alle anderen verfügbaren Karten und Pläne zu allen
Zeiten einem Verlauf über den Rastpfuhl darstellen. Als gesichert kann
jedoch gelten, dass für den Durchgangsverkehr
Zölle und
Geleitsgelder erhoben wurden.[4]
Karbach erwähnt in [6] die Verbindung St.
Johann-Malstatt-Heusweiler-Eiweiler nach Lebach für die Zeit des
Fürstentums im 18. Jahrhundert als eine von acht
"ausgebauten,
festen Straßen", für die der Begriff Chaussee anzuwenden ist
und "
für die alle Bauern des Fürstentums zur Chausseefron
verpflichtet waren. Dabei
umfaßte die Chausseefron die
Erhaltung und den Neubau der Landstraßen des Fürstentums
einschließlich aller Brücken und Dohlen."
Laut [7] wurde der Verkehrsweg zwischen Malstatt und Riegelsberg erst im
19. Jahrhundert als sogenannte „Kunststraße“ ausgebaut. Da der
Begriff "Kunststraße" durchaus als Synonym für "Chaussee" gelten kann,
muss hier unklar bleiben, wie der tatsächliche Ausbaustand im 18. bzw.
19. Jahrhundert zu bewerten ist.
Für den „kunstmäßigen Ausbau“ gab es keine allgemeingültige Definition.
In den Ortsdurchfahrten wurden die Straßen möglichst gepflastert,
außerhalb mit den örtlich vorhandenen Rohstoffen gedeckt. In den Karten
aus [7] wird der Ausbau der heutigen B 268 /A1 zwischen Malstatt und
Riegelsberg für das Jahr 1822 noch als im Bau und erst im Jahr 1845 als
fertig gebaut ausgewiesen. Da jedoch Chladni im Jahr 1826 in seinem
Bericht über eine "
eine merkwürdige meteorische Erscheinung" [8]
bereits die
"Kunststraße gegen den Rastpfuhl" zitiert, kann davon
ausgegangen werden, dass die Straße zu diesem Zeitpunkt schon ausgebaut
war.
Mit der Einführung der Nummerierung der Fernverkehrsstraßen im Jahr 1934
erhielt die Lebacher Landstraße zunächst die Nummer 51a, später die
Nummer 268.[10], [11], [12]
In den Jahren 1959/60 wurde die Lebacher Landstraße zwischen der
Einmündung Rußhütter Straße und Riegelsberg vierspurig ausgebaut.[17}
Dabei wurde die anfangs starke Steigung zwischen der heutigen
Saarbahn-Haltestelle „Siedlerheim“ und der Einmündung der
Hubert-Müller-Straße durch einen Taleinschnitt ausgeglichen, vgl. Abb.
4.2 im
Anschnitt
Morphologie. Der Lieserer Weg musste auf der Höhe parallel zu
Lebacher Landstraße verlängert und mit einer Bücke mit dem Ende der
Hubert-Müller-Straße verbunden werden, s.a. Abb. 11.7.
Abb. 11.5: Lebacher Landstraße
um 1940;
größeres
Foto (PDF-Datei, 900 kB)
Urheber unbekannt, Foto käuflich erworben
Abb. 11.6: Lebacher Landstraße im Jahr 1944 nach einem
Luftangriff: rechts die Straßenbahngleise wie in Abb.
11.5.,
links die Kirche St. Antonius hinter den zerstörten Häusern in der
Rußhütter Straße;
größeres
Foto (PDF-Datei, 1 MB)
Urheber unbekannt, Foto käuflich erworben
Abb. 11.7: Lebacher Landstraße in den 1960er Jahren
Anfang der 1990er Jahre wurde die innerstädtische Lebacher Straße
zwischen der Parallelstraße und der Straße Rastpfuhl entsprechend dem
„Neuen Saarbrücker Verkehrskonzept“ von 1989 zurückgebaut. Dabei wurden
Parkbuchten angelegt und die Zahl der Spuren von 4 auf 2 verringert. [9]
Ende der 1990er Jahre wurden dann im Zuge des Baus der Saarbahn wurde
die Lebacher Straße, die Straße Rastpfuhl und die Lebacher Landstraße
erneut umgestaltet.
Bemerkenswert ist der späte Ausbau der westlichen Rheinstraße, auch wenn
die Planungen im Rahmen der Schaffung einer Ost-West-Achse auf die
1930er-Jahre zurückgehen, s.a.
Abschnitt
11.3 (Nicht-realisierte Projekte). Bis in die 1970er-Jahre waren
der Abschnitt zwischen der Lebacher Straße (Pariser Platz) und der
Waldstraße und das Stück zwischen dem Rastpfuhl-Krankenhaus und der
Hubert-Müller-Straße unbefestigt und voller Schlaglöcher. Die Zufahrt
zum Krankenhaus erfolgte bis dahin über die Wald- oder über die
Ahrstraße.
Weitere Informationen zum Begriff der "Kunststraße":
frühere Straßenverläufe
Ausgelöst von verschiedenen Baumaßnahmen, insbesondere durch den Bau der
Waldsiedlung, musste der Verlauf einiger Wege und Straßen mehr oder
weniger verändert werden, s. dazu auch Tabelle
"Straßen und Plätze auf dem Rastpfuhl",
Kapitel 9
(Flur- und Straßennamen). Dort findet man auch alle Straßen, die
ohne Veränderung des Verlaufs nur eine Namensänderung erfuhren.
Bei den Straßen mit Verlaufsänderung seien hier besonders folgende
erwähnt, s.a. Abb. 11.9:
- Verbindungen zur Rußhütte: Mit dem Bau der Fischbachtal-Eisenbahn
ab 1879 mussten für die beiden Wege zur Rußhütte an den Stellen
Rußhütter Straße/Am Hof und Jenneweg/Fischbachstraße an der Kirche
St. Marien (Nr. 1 in Abb. 11.9) Unterführungen gebaut werden.
Die Unterführung Am Hof existiert heute noch und ist der früheren
untergeordneten Bedeutung entsprechend eng (einspurige
Verkehrsführung).
Die Unterführung am Jenneweg war zeitweise Teil einer geplanten
Hauptverkehrsstraße zur Rußhütte (heutige Viktor-Tesch-Allee -
Rheinstraße - Jenneweg - Fischbachstraße) [16], s.a. Kap. 11.4.2 "Ausbau einer Ost-West-Querverbindung".
Die Unterführung wurde im im 2. Weltkrieg zerstört und danach
zugeschüttet.[17], [18]. In manche Stadtpläne aus der Zeit danach
wie z.B. in dem der aus dem Jahr 1960 [14] ist die Unterführung
demnach fälschlicherweise noch eingezeichnet.
Heute sind nur noch nahe der ehemaligen SEG. d.h. auf der Westseite
am Jenneweg Überreste der Unterführung erkennbar, s. Abb. 11.8.
Abb. 11.8: Reste der Unterführung unter der Fischbachtalbahn
auf der Westseite nahe Jennweg
Bei den Planungen und Untersuchungen zum Neubaugebiet Knappenroth
Ost (s. Kap.
10.4.5) wird vorgeschlagen, an gleicher Stelle wieder
eine Unterführung herzustellen, s. Abschnitt 11.1.6 unten.
- Am Gilbenkopf: früher Waldweg von der Lebacher Landstraße zum
Pasteurschacht (bis zum Bau der Waldsiedlung 1935)
- Rußhütter Straße: früher Waldweg von der Lebacher Landstraße zur
Rußhütte (bis zum Bau der Waldsiedlung 1935)
- Im Knappenroth: ungerader Verlauf zu zwei Ziegeleien und zur
Teerfabrik Hugo Sarg (bis zum Bau der Knappenroth-Schule 1952-54)
- Hubert-Müller-Straße
Anbindungen der Hubert-Müller-Straße und des Lieserer Wegs an die
Lebacher Landstraße:
Vor ihrem Ausbau im neugeschaffenen Taleinschnitt im Jahr 1960
stießen Hubert-Müller-Straße und Lieserer Weg direkt auf die
Lebacher Landstraße, s.a. Text oben zu heutigen Lebacher
(Land-)Straße und Autobahn A1 und Abschnitt 4 (Morphologie). Der Taleinschnitt
musste nun mit einer Brücke überbaut werden, um die
Hubert-Müller-Straße in Richtung Riegelsberg und zum Lieserer Weg zu
führen (Nr. 2 bzw. 3 in Abb. 11.9).
Bemerkenswerterweise wurde die frühere Anbindung des Lieserer Wegs
(Nr. 3 in Abb. 11.9) noch lange Zeit in verschiedenen Karten
und Stadtplänen falsch dargestellt.
Rückbau:
Die ehemals ab der Einmündung Moselstraße vierspurig ausgebaute
Hubert-Müller-Straße wurde Anfang der 2000er Jahre zur
Verkehrsberuhigung in eine zweispurige Durchgangs- und eine
zweispurige Anliegerstraße aufgeteilt (Fertigstellung Frühjahr 2004
[15] ).
Abb. 11.9: Früherer Verlauf der
Waldwege "Am Gilbenkopf" und "Rußhütter Straße und der Straße "Im
Knappenroth"
(
höher
aufgelöste Grafik als PDF-Datei)
11.1.5 Geschichtliches (Bergmannspfade)
In Abb. 11.10 sind die bekannten und in [10] und [19]
dokumentierten Bergmannspfade im Rastpfuhler Wald eingezeichnet.
Bergmannspfade sind die oft sehr langen Fußwege, die die Bergleute
früher von ihrer Wohnung zum Arbeitsplatz benutzten. Die Pfade nördlich
des Siedlungsgebiets des Rastpfuhls führten zur Grube Von der
Heydt.[13], [19]
Ein steiler Pfad zwischen dem Waldweg vom Gilbenkopf zur Nauwies und der
Zufahrt zur heutigen Autobahn A1 wird heute noch im Volksmund als
Bergmannspfad bezeichnet, obwohl der tatsächliche Weg etwas weiter
nördlich direkt zu den "Sieben Eichen" verlief.
Abb. 11.10: Frühere
Bergmannspfade nördlich des Rastpfuhls nach [10] und [19] mit Fotopunkt
bzgl. Abb. 11.11
Exkurs: Bergmannspfad
In [20] wird ein Bergmannspfad definiert als
Weg, die der [hier:
preußische]
Bergfiskus zur Bequemlichkeit der weit von der Grube
abwohnenden Bergmänner anlegt. Mit der Anlage der Bergmnannspfade
verfolgte die Bergbauverwaltung das Ziel, den Arbeitern den oft
stundenlangen Anmarschweg zum Arbeitsplatz zu erleichtern und damit ihre
Arbeitskraft zu schonen. Die Wege wurden aber auch von den Bergleuten
selbst getrampelt. Die Pfade wurden zu jeder Jahreszeit, bei jedem
Wetter und zu jedem Schichtwechsel benutzt, also auch in der Dunkelheit.
Als Alternative gab es für weiter entfernt wohnende Bergmänner nur eine
Unterbringung in kasernenartigen Schlafhäusern in der Nähe der Gruben.
Die Wege waren ursprünglich in einen sehr schlechten Zustand und konnten
je nach Witterung sehr staubig oder verschlammt sein. Aus diesem Grund
wurde vielerorts Hochofenschlacke ("Schwarze Erde") aufgebracht. So
bezog z.B. im Jahr
1886 die Berginspektion III Von der Heydt für
die in ihrem Bezirk
liegenden Bergmannspfade 1.000 Kubikmeter
Kleinschlag aus Hochofenschlacken der Brebacher Hütte sowie 500
Kubikmeter Kesselhausasche.[19] Der Bergmannspfad bei
Eppelborn-Wiesbach war sogar gepflastert.[22]
Die Bergmannspfade verliefen so weit wie möglich geradeaus, um den
Bergleuten auch bei schlechten Lichtverhältnissen die Orientierung zu
erleichtern und die Gefahr zu minimieren, vom Weg abzukommen. An
gefährlichen Wegabschnitten wie an steilen Abhängen brachte der
Bergfiskus Eisengeländer an, die teilweise heute noch sichtbar sind
[21]. s.a. Abb. 11.12.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts verloren die Bergmannspfade an Bedeutung
und wurden größtenteils wieder überwuchert. Gründe dafür waren die
zunehmende Benutzung von Fahrrädern oder später Motorrädern und Autos,
der Eisenbahn oder von den Gruben bereitgestellten Bussen.[19]
|
|
Abb. 11.11.: Ehemaliger Bergmannspfad
südlich von Von der Heydt
|
Abb. 11.12: Reste des Geländers am Rand der
Hermesbrunnenbach-Schlucht
(Fotopunkt s. Abb. 11.10)
|
Quellen:
- Kolling, Alfons: Das römische Saarbrücken. Hrsg. : Staatliches
Konservatoramt, 1964
- Koehl, Peter: Saarbrücken auf alten Landkarten. Verlag Walsheim,
Edition Europa, 1999 ISBN: 978-3931773229;
sowie diverse Reproduktionen von historischen Landkarten und
Stadtplänen
- Jäschke, Kurt-Ulrich: Saarbrücken im Hochmittelalter: Allgemeine
Voraussetzungen. In: Wittenbrock, Rolf: Geschichte der Stadt
Saarbrücken. SDV Saarländische Druckerei und Verlag, Saarbrücken
1999, Band 1
ISBN 3-930843-41-2
- Herrmann, Hans-Walter: Wirtschaft und Verkehr (14.-17.
Jahrhundert). In: a.a.O.
- Karte Die Grafschaft Saarbrücken und ihre Nachbargebiete im Jahre
1789 : mit Erlaubnis der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde
nach Karte VI u. VII des geschichtlichen Atlas d. Rheinprovinz von
Dr. W. Fabricius, 1909;
Online
- Karbach, Jürgen: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums
Nassau-Saarbrücken im 18 . Jahrhundert. Dissertation an der
Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes.
Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte
und Volksforschung – X, Saarbrücken 1977, Kommissionsverlag:
Minerva-Verlag Thinnes Si Nolte OHG
- Fischer, Gert: Wirtschaftliche Strukturen am Vorabend der
Industrialisierung : der Regierungsbezirk Trier 1820 – 1850.
Dissertation an der Universität Bonn, 1988/89. ISBN: 3-412-16989-7
- Chladni, E.F.F.: Ueber eine merkwürdige meteorische Erscheinung,
am 1. April 1826, nicht weit von Saarbrücken. Annalen der Physik,
Bd. 83 (Jg. 1826), Stück 3/IX; S. 373ff.
- Dittmann, Marlen: Saarbrücken seit 1974: Stadtentwicklung und
Wohnen. In: Wittenbrock, Rolf: Geschichte der Stadt Saarbrücken. SDV
Saarländische Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1999, Band 2, ISBN
3-930843-41-2
- Messtischblatt 1932/33
- Stadt-Durchfahrtskarte aus B. V.-Aral-Karte, 1936
- Straßenkarte Blatt 36 Saarbrücken, Maßstab 1 : 500.000,
Bibliographisches Institut AG Leipzig, 1936 - 1945
- Grande, Wilhelm: 150 Jahre „Sieben Eichen“. In: Saarbrücker
Zeitung. Ausg. ? 1961, Nr. 218 v. 21. 9.1961
- Stadtplan aus dem Adressbuch der Stadt Saarbrücken
- Integriertes Handlungskonzept „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau
West“ in Saarbrücken - Burbach, Saarbrücken, Mai 2004, S. 17
- Karte "Eisenbahn und Hauptverkehrsstraßen" des Städt. Hochbauamts
v. 5. Jan. 1931, 1:10.000.
In: StA SB Sign. V 60 – 6: Einrichtung von Verkehrswegen, mit
Plänen, 1928 - 1938
- Niederschrift v. 24. Juli 1959 des Dezernats III
(Bauverwaltung) über die Besichtigungsfahrt der
Planungskommision und der Baukommision sowie die anschließende
Sitzung der Baukommision am 22.7.1959. In: StA SB Sign. V 60 -
335 Baukommission, 1959-1960, Mappe V60 335(I)
- Turnverein Rußhütte et al. (Hrsg,): 300 Jahre Rußhütte –
1721–2021
- Fläschner, Thomas: Bergmannspfade - Die Arbeitswege der
Bergleute im Saarrevier, Röhrig Verlag, 2022.
Audio-Podcast
- Bergmannspfad, Rheinisches Wörterbuch,
digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for
Digital Humanities, Version 01/21
- Broschüre „Der Haldenrundweg – Saarkohlenwald“, herausgegeben vom
Ministerium für Umwelt des Saarlandes
- Internetseite
zum Bergmannspfad der Gemeindeverwaltung Eppelborn
11.1.6 aktuelle Planungen
Den früheren, aber nicht realisierten Planungen ist das
Kapitel 11.4 gewidmet.
Verschwenkung
der
Bundesautobahn (BAB) A1 zur A623
Seit den 1990er Jahren wird eine Verschwenkung der BAB A1 nach
Osten als Verbindung zur BAB A623 diskutiert, die aber nach Aussage des
Stadtplanungsamtes im Jahr 1995
auf absehbare Zeit nicht kommen
würde. Während aus verständlichen Gründen die Verschwenkung von der
Bürgerinitiative „Hubert-Müller-Straße und angrenzende Gebiete“ begrüßt
wurde, lehnt die Bürgerinitiative Rußhütte den Bau der favorisierten
Variante aus ebenso verständlichen Gründen ab.
2016 wurde die Verschwenkung als
neues Vorhaben mit der
Projekt-Nummer A001-G10-SL in den
Bundesverkehrswegeplan
aufgenommen. Das Projekt wird dabei in die Dringlichkeitsstufe
"Weiterer
Bedarf mit Planungsrecht (WB*)" eingestuft. Das bedeutet
entsprechend den Erläuterungen im Bundesverkehrswegeplan, dass dem
Projekt "
ein grundsätzlicher verkehrlicher Bedarf zugeschrieben
wird, dessen Investitionsvolumen jedoch den voraussichtlich bis
2030 zur Verfügung stehenden Finanzrahmen überschreitet.
Den
Auftragsverwaltungen der Länder wird zugebilligt,
die
Projektplanung für die Maßnahme aufnehmen."
Der Stadtrat der Stadt Saarbrücken hat das Projekt jedoch schon mehrmals
abgelehnt und favorisiert stattdessen eine Querverbindung zwischen
Riegelsberg und Herrensohr.[4]
Abb. 11.13: Verlauf der Verschwenkung entsprechend
Bundesverkehrswegeplan, Projekt-Nummer A001-G10-SL
(
höher aufgelöste Grafik als
PDF-Datei)
Der Projektsteckbrief im Bundesverkehrswegeplan enthält folgende
Rahmendaten, die in der Vorplanung ermittelt wurden:
- Länge: 3,2 km (vierspuriger Ausbau), davon Brückenbauwerk mit der
Länge 570 m
- Gesamtkosten: 61,5 Mio. € (Preisstand: 2014)
- Bauzeit: 4 Jahre
Da die Trasse ein längeres Stück durch ein FFH (Fauna-Flora-Habitat)-
und Landschafts- und Vogelschutzgebiet führt, sind entsprechende
Verträglichkeitsprüfungen durchzuführen.
Quellen:
- Saarbrücker Zeitung vom 06.05.1994
- Saarbrücker Zeitung vom 28.10.1995
- Saarbrücker Zeitung vom 24.12.2002
- Kirch, Daniel: Braucht das Saarland mehr Autobahnen? In:
Saarbrücker Zeitung vom 18. März 2019, S. B2
- Projekt-Steckbrief im Bundesverkehrswegeplan
2030
- Saarbrücker Zeitung vom 17.03.2016
- Bundesverkehrswegeplan
zum
Herunterladen (PDF-Datei, 7 MB)
Verkehrsführungen im Rahmen
der Planungen des neuen Wohngebiet "Knappenroth Ost"
Das seit 2019 in Planung befindliche Neubaugebiet "Im Knappenroth" (s.
Kap.
10.6.2) umfasst auch Vorschläge für neue und erweiterte
Erschließungsstraßen sowie für einen neuen Bahn-Haltepunkt.
Quellen:
- Städtebauliches Verfahren „Im Knappenroth“
Öffentlichkeitsbeteiligung – 19.05.2022 PDF
- Schülke, Sophia: Neue Straßen für neues Wohngebiet. In:
Saarbrücker Zeitung v. 21. Mai 2022, S. C2
- Internetseite "Im Knappenroth" auf den Seiten
der Landeshauptstadt Saarbrücken
- Lasowski, Jörg: Bürger werfen Stadt Steuerverschwendung vor.
In: Saarbrücker Zeitung v. 10. Sept. 2022, S. C1
- Rech, Florian: Große Pläne der Stadt im Knappenroth. In:
Saarbrücker Zeitung v. 8./9. Okt. 2022, S. C1
- Im Knappenroth - Informationen auf den Internetseiten der LHS
Saarbrücken mit Links zu
- der Präsentation zur Infoveranstaltung am
18.05.2022
- dem Verkehrsgutachten
- dem Verkehrsgutachten,
Ergänzung Ludwigskreisel
- Rech, Florian: Bürger in Malstatt sind sauer auf die Stadt.
In: Saarbrücker Zeitung v. 14. Okt. 2022, S. C1