11.4 Nicht-realisierte Straßenbau-Planungen
In diesem Kapitel werden hauptsächlich Straßenbau-Projekte behandelt,
die nur in verschiedenen Planungen existieren, aber nicht umgesetzt
wurden. Informationen zu unrealisierten Projekten im Bereich ÖPNV
(Straßenbahn) findet man im Kap. 11.2 Öffentlicher Personennahverkehr
(ÖPNV) unter "
Geschichtliches".
11.4.1 Reichsautobahn Abschnitt Kaiserslautern -
Saarbrücken - Völklingen
Bereits in den 1920er Jahren plante die 1924 gegründete
"Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau (kurz: STUFA)" den Bau
einer
Kraftwagenstraße zwischen Mannheim und Saarbrücken
über Kaiserslautern. Der Vorentwurf vom März 1926 zeigte einen
Verlauf der Straße nördlich der Stadt Saarbrücken weiter Richtung
Völklingen. Die Autobahn sollte bereits im ersten Bauabschnitt
realisiert werden, s.
dazu
Grafik
auf Autobahnatlas online.[2] - [4]
Bekanntlich wurden die Planungen nicht realisiert. Bis zum Jahr 1940
wurde lediglich ein Teilstück von Kaiserslautern bis zur Rheinebene
fertig gestellt. Der Grund dafür, dass der Bau des Abschnitts
Kaiserslautern - Saarbrücken zurückgestellt wurde, lag in der
Priorisierung des Baus des Westwalls und in der Befürchtung, dass
"im
Falle eines französischen Angriffs Frankreich damit eine schnelle
Straßenverbindung für einen Vorstoß an den Rhein zur Verfügung stünde."[5]
Aus der
Karte des Gaus Saarpfalz und benachbarter Gebiete von
1938 geht ein genauerer Verlauf der Planungen hervor:
Abb. 11.16: Geplanter Verlauf
der Reichsautobahn Mannheim-Saarbrücken im Abschnitt St. Ingbert -
Rastpfuhl,
Stand
1940, Nordvariante (
höher
aufgelöste Grafik als PDF-Datei)
Die geplante Anschlussstelle zur Lebacher Landstraße, der heutigen A1,
lag bei einer früheren Planung [9] zwischen der heutigen Anschlussstelle
"Burbach" und den "Sieben Eichen" und damit südlicher als in Abb. 11.16
eingezeichnet. Für die Lebacher Landstraße war dabei im Bereich der
Anschlussstelle eine neuer Streckenverlauf vorgesehen, s. Abb. 11.17
Abb. 11.17: Planung der RAB-Anschlussstelle an die Lebacher
Landstraße aus dem Jahr 1935 nach [9]
Alternativ zu der im Bild dargestellten Nordvariante gab es Planungen,
die Autobahn südlich an Saarbrücken vorbei und weiter durch den Warndt
zu führen. Südlich des Saarbrücker Flughafens, der sich damals auf den
St. Arnualer Wiesen befand, sollte ein Kleeblatt-Autobahnkreuz mit
Anschluss nach Saarbrücken-Ost und südlich von Gersweiler die
Anschlussstelle Saarbrücken-West entstehen. Bis zur Höhe der heutigen
Anschlussstelle Goldene Bremm entsprach der geplante Verlauf in etwa der
später realisierten BAB A6.[6]-[8]
Laut [10] wiederum sollte die Stadt Saarbrücken über eine
Anschlussstelle an der Dudweilerstraße mit der Autobahn verbunden
werden, was für eine nördliche Linienführung spricht. Dies stimmt mit
dem Bericht über eine Entscheidung im September 1937 für die
nördliche
Linienführung überein. [11]
Baubeginn des Abschnitts Kaiserslautern-Saarbrücken sollte 1940/41 sein.
Quellen:
- Herrmann, Hans-Walter: Saarbrücken unter NS-Herrschaft. In:
Wittenbrock, Rolf: Geschichte der Stadt Saarbrücken. SDV
Saarländische Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1999, ISBN
978-3-930843-41-1, Band 2: Von der Zeit des stürmischen Wachstums
bis zur Gegenwart
- Karte des Gaues Saarpfalz und benachbarter Gebiete,
herausgegeben von der NSZ-Rheinfront Verlagsgesellschaft, Neustadt
an der Weinstraße. In: Koehl, Peter: Saarbrücken auf alten
Landkarten. Verlag Walsheim, Edition Europa, 1999, ISBN:
978-3931773229
- Karte "Vorentwurf zu einem Kraftwagenstraßennetz Deutschlands aus
dem Jahre 1926, aufgestellt durch den Planungsausschuss der STUFA".
Online
auf autobahnatlas-online.de
- Straßenkarte Blatt 36 Saarbrücken, Maßstab 1 : 500.000,
Bibliographisches Institut AG Leipzig, 1936 - 1945
- Rothenberger, Karl-Heinz: Auto, Straße und Verkehr. Verlag BoD,
Books on Demand, Norderstedt, 2014, ISBN 978-3-7357-6059-3
- Krebs, Gerhild: Autobahn- und Straßenbau in der Großregion. Online
auf den Internet-Seiten www.memotransfront.uni-saarland.de
(PDF-Datei)
- Karte "Reichsautobahnen im Sektionsgebiet Rhein-Main - Stand Mai
1934" (StA-SB V 60 -60 in G60-60 Reichsautobahn mit Karten und
Pressespiegel, 1933 – 1942)
- Karte "Übersichtsplan mit eingetragenen Rab-Linien im Raume
Saarbrücken" vom 18.3.1941 (StA-SB Sign. V 60 -60 in G60-60
Reichsautobahn mit Karten und Pressespiegel, 1933 – 1942)
- Karte "Waldsiedlung am Rastpfuhl", 1:2.500 (StA SB Sign. G
60-3778: Ausbau der Waldsiedlung Rastpfuhl, 1935)
- Kirsch, Berthold: Reichsautobahn im Gau Saarpfalz, „Die Strasse“,
Jg. 1938, Heft 11, 1. Juniheft, S. 336f
- Schreiben des Vorarbeiterbüros v. 6. Sept. 1937 an Herrn
Beigeordneten Kruspe zum "Stand der Arbeiten".
In: StA SB Sign. V(G) 60 - 65 Vorarbeitenamt, 1910-1937
11.4.2 Ausbau einer
Ost-West-Querverbindung
Anfang der 1930er-Jahre wurde die Schaffung einer
Ost-West-Verkehrsachse vom Rußhütter Fischbachtal mach Luisenthal
geplant.[1]-[4] Die neue Verbindung sollte die vom Durchgangsverkehr
stark belasteten Hauptstraßen im Saartal entlasten.[4]
Abb. 11.18 zeigt den geplanten Verlauf auf dem Gebiet des Rastpfuhls.
Abb. 11.18: Planungen Ost-West-Querverbindung (
höher aufgelöste Grafik als PDF-Datei)
Für den Rastpfuhl bedeuteten die Planungen den Ausbau der Unterführung
der Fischbachtalbahn und den Ausbau der Deutschen Straße (heutiger Name:
Rheinstraße) einschließlich Brückenbau über das Rastbachtal am
Rastpfuhl-Krankenhaus.
In Zusammenhang damit sind die Planungen für die Errichtung einer
Straßenbahnlinie über die westliche heutige Rheinstraße bis zum
Burbacher Waldfriedhof und darüber hinaus zu betrachten, s. dazu
Abschnitt
Geschichtliches
in Kap. 11.2 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV).
Die Planungen wurden jedoch nie umgesetzt. Wie schon im Kap. 11.1
erwähnt, wurde die Rheinstraße erst in den 1970er Jahren ausgebaut, die
Unterführung unter die Fischbachtalbahn wurde aufgegeben, s.a Kap.
11.1.4 Geschichtliches zu Straßenverbindungen,
Abschnitt frühere Straßenverläufe, Verbindungen zur Rußhütte.
Quellen:
- Karte "Eisenbahn und Hauptverkehrsstraßen" des Städt. Hochbauamts
v. 5. Jan. 1931, 1:10.000.
In: StA SB Sign. V 60 – 6: Einrichtung von Verkehrswegen, mit
Plänen, 1928 - 1938
- Karte "Hauptverkehrsstraßen in Gebiet Saarbrücken Nord" des
Städtischen Hochbauamts, Abt. Städtebau, M 1:5000, v. 14. Sept.
1933. In: StA SB, Sign. V60–23 (G60-23): Bebauungsplan für das
Gebiet an der Leipziger und Lebacher Straße (Neu-Malstatt) mit
Plänen, 1926 – 1937
- Erläuterungsbericht des Städt. Hochbauamts zu: Neu-Malstatt,
Genereller Erschließungsplan einschl. Darstellung der
Stadtrandsiedlung, v. 25. Januar 1934, a.a.O.
- Deutsche - und Elbestraße - Sammelbericht des Städt.
Hochbauamts v. 29. Jan. 1934 mit Übersichtsplan 1:25000 für die
Zusammenhänge betr. den Straßenzug Elbe- Deutschestr. - Jenneweg,
a.a.O.
11.4.3 Wohnstraßen zwischen Moselstraße
und Rheinstraße
Bis Anfang der 1930er-Jahre konzentrierte sich die Wohnbebauung auf
dem Rastpfuhl auf die Lebacher Straße/Straße Rastpfuhl im Abschnitt
zwischen der heutigen Lahnstraße und der heutigen Moselstraße auf die
Hauptstraße und wenige Seitenäste. Vor der Planung der Waldsiedlung ab
1934 gab es zunächst Pläne, das Areal zwischen der heutigen
Moselstraße und dem Westabschnitt der heutigen Rheinstraße zu bebauen.
[1], [2] Manifestiert wurde diese Pläne im Generalbebauungsplan der
Stadt Saarbrücken vom Januar 1932, vgl. Kap. 10.1 Städtebauliche Entwicklung bis ca. 1935
(vor Bau der Waldsiedlung), Abschnitt Planungen in den
1920/1930er Jahren.
Der geplante Straßenverlauf ist in Abb. 11.19 dargestellt:
Abb. 11.19: Anfang der 1930er-Jahre und in der Nachkriegszeit
geplante Straßen zur Wohnbebauung zwischen der heutigen Moselstraße
und dem westlichen Abschnitt der heutigen Rheinstraße. (Die
Straßenabschnitte sind teilweise unvollständig und nur so weit
dargestellt, wie den Blattschnitten der zu Grunde liegenden Karten
entsprechend vorhanden.)
Höher
aufgelöste Grafik als PDF-Datei
Im Gebiet der Nahe und Lahnstraße wurden die Vorkriegspläne mit
geänderten Straßenführungen wieder aufgegriffen.[4], [5]
Bemerkenswert für alle bekannten Planungen ist die Fortführung der
Kleiststraße von der Malstatter Parallelstraße an der
Von-der-Heydt-Brücke bis zur Lebacher Straße, s.a. Abb. 11.19.
Quellen:
- Plan des Städtischen Hochbauamtes Saarbrücken,
Blatt Le, Le, 2 v. 14. April 1930 In: StA SB, Sign. V60–23 (G60-23):
Bebauungsplan für das Gebiet an der Leipziger und Lebacher Straße
(Neu-Malstatt) mit Plänen, 1926 – 1937
- Plan des Städtischen Hochbauamtes Saarbrücken, 2 v. 28. Okt. 1932,
a.a.O.
- Pharus Plan Saarbrücken, Sonderverlag P. Raueiser, 1914
- Stadt Saarbrücken, Planungs- und Wiederaufbauamt: Ortsteilplan
Malstatt-Burbach – Bürgersteigbefestigungen in folg. Straßen
….16.01.1959 In: StA SB, Sign. V60-1021
- Stadtplanungsamt Saarbrücken: Bebauungsplan für das Gebiet
Ahr-, Lebacher, Rheinstraße, Nr. 126.04.00. Juni 1970
11.4.4 Kleinere unrealisierte
Straßenbau-Planungen
- Irscher Weg
In verschiedenen, auch "aktuellen" Stadtplänen und sogar im
offiziellen Straßenverzeichnis der Landeshauptstadt Saarbrücken
ist der Irscher Weg eingetragen, obwohl es diesen bis heute nicht
gibt.
In Stadtplänen ist die die Straße zwischen Ockfener Weg und
Kanzemer Weg/Trarbacher Platzeingezeichet als Durchgangsstraße
zwischen Wiltinger Weg und Hubert-Müller-Straße, im Bebauungsplan
von 1968 [3] als Stichstraße , ausgehend vom Wiltinger Weg in
Richtung Westen. Weitere Informationen s. Kap. 10.5.9 Nachverdichtung Irscher Weg
- Reiler Treppe
Die bis heute nicht gebaute Reiler Treppe zwischen ab dem
nordwestlichen Ende (Sackgasse) des Beilsteiner Weges hinab zur
Rußhütter Straße findet man ebenso wie den Irscher Weg in
verschiedenen Stadtplänen und im Straßenverzeichnis der Stadt
Saarbrücken. Es ist anzunehmen, dass mit der Reiler Treppe ein
Ersatz für den parallel verlaufenden steilen Pfad zwischen der
Straße Pasteurschacht und Rußhütter Sttraße geschaffen werden
sollte, der seit dem Bau des Hauses Pasteurschacht 13 nicht mehr
zugänglich ist.
Quellen:
- Verschiedene Stadtpläne ab den 1960er-Jahren
- Amt für Entwicklungsplanung, Statistik und Wahlen der
Landeshauptstadt Saarbrücken (Hrsg.): Straßenverzeichnis der
Landeshauptstadt Saarbrücken, September/Oktober 2021, online (PDF-Datei)
- Stadtplanungsamt Saarbrücken: Bebauungsplan Ockfener Weg -
Kanzemer Weg, Nr. 126.11.00 vom 06.12.1968