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11.3 Bahn-Infrastruktur

11.3.1 Gleisanschlüsse oberer Jenneweg
Unten stehende Abb. 11.3.1 zeigt das Industrie- bzw. Gewerbegebiet am oberen Jenneweg und Umgebung mit der früheren und heutigen Bahn-Infrasruktur. Auf dem Gelände befand sich früher die "Ziegelei an der Schleifmühle", s. Kap. 13.1.1 und später die SEG (Saarbrücker Eisenhandelsgesellschaft), s. Kap. 12.1.2.
Das Gebiet war durch Stichgleise an die Fischbachtalbahn (Saarbrücken-Wemmetsweiler), Streckennummer der Deutschen Bahn (DB) 3240, angebunden.[4] Der Gleisanschluss der "Dampfziegelei an der Schleifmühle" wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erwähnt. Aus [8] geht hervor, dass das Gleis spätestens ab 1925 als Anschluss zu einem Lager der SEG (mit)genutzt wurde.
Im Gleisplan [3] mit Stand 1985 ist das nördliche der beiden Anschlussgleise mit Anterist und Schneider, einer Saarbrücker Spedition, gekennzeichnet. Dieses Anschlussgleis wurde erst nach Ende des 2. Weltkriegs gebaut, frühestens in den 1950er Jahren.[6], [7].
In der Nähe des Geländes befand sich außerdem ein Stellwerk des Bahnhofs Schleifmühle.[1]-[3] Bei dem Stellwerk mit der Bezeichnung Saarbrücken-Schleifmühle Sn handelte es sich um ein sog. Satelliten-Stellwerk, das auch vom Hauptstellwerk im ehemaligen Bahnhof Schleifmühle (Saarbrücken-Schleifmühle Sf) aus fernbedient werden konnte. [2] Das Stellwerk erscheint erstmals in Karten aus den 1930er-Jahren.[7] Im Gleisplan der DB [3] sind außerdem in der Nähe des Stellwerks ein Aufenthaltsraum für Rangier-Arbeiter und ein Bunker eingezeichnet.
Gleise und Bauten sind heute nicht mehr in Betrieb und weitestgehend abgebaut oder verfallen.

Gleisplan oberer Jenneweg
Abb. 11.3.1: Bahnanlagen des Bahnhofs Saarbrücken-Schleifmühle am oberen Jenneweg
mit (Stand 1985 nach [3]):
1: Anschlussgleis Anterist und Schneider
2: Anschlussgleis der Saarbrücker Eisenhandelsgesellschaft (SEG)
3: Satelliten-Stellwerk Saarbrücken-Schleifmühle Sn

Ruine des früheren Stellwerks
Abb.: 11.3.2: Ruine des ehemaligen Satelliten-Stellwerks Schleifmühle (Zustand August 2021)



Quellen:
[1] „Hochgraphische Grundkarte des Deutschen Reiches“ 1:5.000 von 1936.
In: StA SB Sign. V 60 - 44: Bebauungspläne, Verschiedenes mit Plänen
[2] Informationen über das Stellwerk Schleifmühle Sn auf den Internetseiten www.stellwerke.info
[3] verzerrter Bahnhofsplan Saarbrücken-Schleifmühle der Bundesbahndirektion Saarbrücken, Zustand 1985
[4] Streckenliste der Deutschen Bahn (Excel-Tabelle), online auf den Internetseiten der DB Netze
[5]  Anlage einer Dampfziegelei am Knappenroth durch H.C. Michler, jetzt E. Schubert & Cie. In: StA-SB Sign. Bgm. M-B 85
[6] Luftbilder 1929, 1945, 1953, 1977, 2013 In: Brunner, Florian: Saarbrücken - Entdeckungen von oben. Geistkirch Verlag, Saarbrücken 2014,  ISBN 978-3-938889-03-9
[7] diverse historische Stadtpläne und Karten
[8] Werbeanzeige der Saarbrücker Eisenhandelsgesellschaft im Saarbrücker Bergmannskalender 1925,  hrsg. von der Saarbergwerke-Aktiengesellschaft, Saarbrücken



11.3.2 Exkurs: Bahnhof Schleifmühle
Wie in Kap. 3 ausgeführt, gehören der Bahnhof Schleifmühle und die Gleisanlagen mit Ausnahme der früheren, oben beschriebenen Anschlussgleise faktisch nicht zum Rastpfuhl. Wegen des Zusammenhangs mit den genannten Gleisanschlüssen sollen hier dennoch ein paar Hintergrundinformationen gegeben werden:
Der Bahnhof Schleifmühle entstand im Zuge des Baus der Fischbachtalbahn, die am 15. Oktober 1879 eingeweiht wurde.[1] Die Strecke war zunächst nur eingleisig, aber bereits 1881 wurde ein zweites Gleis in Betrieb genommen.[1] Im selben Jahr wurde der Bahnhof Schleifmühle angelegt.[19]
Im 2. Weltkrieg wurde der Streckenabschnitt um den Bahnhof Schleifmühle weitgehend zerstört.[20]
Die Elektrifizierung der Bahnstrecke wurde erst in den 1960er-Jahren durchgeführt (Saarbrücken Hbf - Schleifmühle 1961, Schleifmühle - Wemmetsweiler 1965).[2] Der Bahnhof Schleifmühle war ein Haltepunkt im öffentlichen Personennahverkehr, diente aber hauptsächlich als Güter- und Rangierbahnhof. Von 1900 bis 1947 war Saarbrücken-Schleifmühle ein Bahnbetriebswerk.[2]
In der Saarbrücker Landeszeitung vom 5. November 1964 [17] wird der Bahnhof Schleifmühle beschrieben als Eilgutbahnhof, einem Knotenpunkt der internationalen Eilgutverbindung vom Atlantischen Ozean bis zum Schwarzen Meer mit 135 Güterzügen täglich. Dabei wurden 35 Güterzüge rangiert und 500 bis 600 Wagen in Züge eingestellt.  Am 1960 neu errichteten Empfangsgebäude hielten täglich 43 Reisezüge.
Der Personenzughalt wurde am 02.Juni 1985 aufgegeben[18], der Güterbahnhof und das Stellwerk 2003 stillgelegt[18], aber erst 2019 wurden die Oberleitungen abgerissen.[5]
Die Reste des Bahnhofsgebäudes wurden in der Zeit zwischen 2006 und 2008 abgerissen. [7]
Heute wird der Bahnhof bei der Deutschen Bahn Netze als Bahnhofsteil (Bft) geführt, Lage-km 1,377 in Bezug auf den Hauptbahnhof Saarbrücken.[3] Die Abkürzung der Betriebsstelle "Saarbrücken Schleifm" nach DB RL 100 (Richtlinie 100 der Deutschen Bahn) lautet SSLM.[4]
Im Stadtteilentwicklungskonzept „Unteres und Oberes Malstatt“ von 2011 wird für den Bereich "Schleifmühle" Handlungsbedarf in Bezug auf Aufwertung von Freiräumen genannt, ohne jedoch konkrete Maßnahmen vorzuschlagen.[6]

Reste des Bahnhofs Schleifmühle
Abb. 11.3.3: Gleisanlagen am ehemaligen Bahnhof Schleifmühle (links ist noch der Mittelbahnsteig zu erkennen)
(Zustand im August 2021)

Im Verkehrsentwicklungsplan ÖPNV des Saarlandes wird zwischen Höhe Amselstraße und Ende Jenneweg an der ehemaligen Saarbrücker Eisenhandelsgesellschaft ein neuer Haltepunkt vorgeschlagen, s.a. Kap. 11.2.3 Verkehrsentwicklungsplanung. [8]

Vorschläge für einen neuen Haltepunkt oder die Verlagerung des Haltepunkts Schleifmühle in nördliche Richtung sind bereits in den 1930er Jahren dokumentiert. Die Vorschläge beinhalten teilweise die Herstellung einer guten Fußgängerverbindung vom östlichen Ende der heutigen Rheinstraße über den alten Friedhof und den Rangierbahnhof hinweg und den Bau eines Fußgängerstegs über die Fischbachbahn vom östlichen Ende des Amselwegs zu einem Fußweg östlich der Gleise. Die Schaffung eines weiteren Haltepunkts wird von der Reichsbahn wegen der zu geringen Entfernung von 700 bis 800 m zum Bahnhof Schleifmühle abgelehnt. Auch die anderen Vorschläge werden nicht realisiert.[9]-[16]


Quellen:
  1. Kirsch, Robert: Der Bau der Fischbachtalbahn. Online auf den Internetseiten des Heimatmuseums Wemmetsweiler, PDF-Datei.
  2.  Informationen auf den Internetseiten www.bahnstatistik.de zur Bahndirektion Saarbrücken
  3.  Streckenliste der Deutschen Bahn (Excel-Tabelle), online auf den Internetseiten der DB Netze
  4. Übersicht der Betriebsstellen und deren Abkürzungen aus der Richtlinie 100, PDF-Datei online auf den Internetseiten der DB Netze
  5. Pressemitteilungen der Grünen (Bündnis 90/Die Grünen Fraktion in der Regionalversammlung Saarbrücken), Verkehr, Wirtschaft v. 3. Juni 2019, online
  6. Stadtteilentwicklungskonzept „Unteres und Oberes Malstatt“ , hrsg. von der Stadt Saarbrücken, 2011, online (PDF-Datei)
  7. historische und aktuelle Luftbilder im Vergleich,  DOP 40 (2006) und DOP 20 (2008) auf dem Geoportal SL (historische Karten), online
  8. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Abteilung D: Verkehr (Hrsg.): Verkehrsentwicklungsplan ÖPNV (VEP ÖPNV) Saarland, Saarbrücken, Juli 2021. Online (PDF-Datei, 29,3 MB)
  9. Schreiben des Oberbürgermeisters der Stadt Saarbrücken v.  5.4.1933 Zu Schrb.: An die Eisenbahndirektion des Saargebietes z.Hd.d.Herrn Baurat Engelhardt Saarbrücken. In: StA SB Sign. V 60 - 3 Güterbahnhof im Osthafen mit Plänen, Ostbahnhof, Eilgutanlage, Bahnhof Schleifmühle, Bahnhof Burbach, 1929-1934
  10. Schreiben der Eisenbahndirektion des Saargebiets v. 29. Mai 1933 Zum Schreiben V. Hst 572 vom 5.4.33. In. a.a.O.
  11. Schreiben der katholischen Pfarrgemeinschaft St. Marien an die Eisenbahndirektion Saarbrücken v. 29.3.1934.
    In: StA SB Sign. V 60 – 6: Einrichtung von Verkehrswegen, mit Plänen, 1928 - 1938
  12. Schreiben der Eisenbahndirektion des Saargebiets v. 21. April 1934, Betr.: Antrag der katholischen Kirchengemeinde Saarbrücken-Russhütte auf Verbesserung des Zugangs zum Ortsteil Russhütte an den Herrn Oberbürgermeister in Saarbrücken. In: a.a.O.
  13. Schreiben der Tiefbauverwaltung v. 24. Mai 1934 an die Städtische Liegenschaftsverwaltung. In: a.a.O.
  14. Zusammenstellung derjenigen Eisenbahnprojekte, deren Bearbeitung vom Standpunkt derStadt Saarbrücken dringend erwünscht erscheint, aufgestellt v. d. Städtischen Tiefbauverwaltung, 28. Mai 1934. In: StA SB Sign. V(G) 60 - 65 Vorarbeitenamt, 1910-1937
  15. Schreiben der Deutschen Reichsbahngesellschaft, Reichsbahndirektion Saarbrücken v. 30.10.1935 an den Herrn Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken, betr.: Haltestelle im Stadtteil Russhütte. In: StA SB Sign. V 60 – 6: Einrichtung von Verkehrswegen, mit Plänen, 1928 - 1938
  16. Schreiben der Städtischen Hochbauverwaltung v. 16.12.1935 an die Tiefbauverwaltung. In: a.a.O.
  17. Jungmann, Kurt: Schleifmühle — Saarbrückens Eilgutbahnhof. Knotenpunkt zwischen Atlantik und Schwarzem Meer. In: Saarbrücker Landeszeitung, Ausg. A/B 1964, Nr 258 v. 5. November 1964
  18. Informationen von Klaus Ulshöfer im Forum "Drehscheibe online"
  19. Zeittafel zur Geschichte der Stadt und Grafschaft Saarbrücken von 600 - Juli 1922. In: Der Saarkalender 1923, Hrsg. Albert Zühlke, A., Druck und Verlag: Gebr. Hofer AG, Saarbrücken, S. 129 (online)
  20. Seitz, Eckard: 130 Jahre Eisenbahndirektion Saarbrücken - Beginn und Entwicklung staatlicher Eisenbahnverwaltung in Südwestdeutschland. In: 130 Jahre Eisenbahn-Direktion Saarbrücken : 1852 – 1982, hrsg. v. Pressedienst der Bundesbahndirektion, Saarbrücken 1982, S. 30


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