.

13.1 Ausgewählte Kapitel zur Infrastruktur "Fabriken, Gewerbe und Handel" 

13.1.1.Ziegeleien und Lehmgruben auf dem Rastpfuhl
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis in den 2. Weltkrieg hinein sind anhand von verschiedenen Quellen mehrere Ziegeleien auf dem Rastpfuhl nachweisbar. Karten und Stadtpläne geben dabei bestenfalls Hinweise auf die Lage und den Zeitpunkt eines Neubaus einer Fabrikanlage, Veränderungen, insbesondere die Einstellung des Betriebs, wurden oft nicht nachvollzogen. Für die Ermittlung des Betriebsendes wurden daher die Adressbücher herangezogen, sofern keine anderen Quellen verfügbar waren.
Ein Kriterium für die Ansiedlung von Ziegeleien auf dem Rastpfuhl war das Vorhandensein von Lehm. Der Rohstoff war fast überall an der Oberfläche vorzufinden, vgl. Kap. 6.3 Böden und [1]. Daher wurde der Lehm meist in unmittelbarer Nähe zu den Ziegeleien abgebaut. Überliefert ist, dass sich im Bereich der heutigen Eifelstraße und nördlich der Straße im Knappenroth eine Lehmgrube ("Lähmkaul", vgl. Kap. 9) befunden hat. Diese ist erstmals in der Kuphal-Karte 1801- 1820 [3] sowie in der Karte von Tranchot/Müffling 1803-1820 [4] eingezeichnet. Eine weitere Lehmgrube findet man in den Messtischblättern aus den 1930er Jahren südlich der Teerfabrik Sarg.[5] Die ungefähre Lage der Lehmgruben, sofern sie in früheren Karten eingezeichnet wurden, ist in Abb. 13.1. dargestellt.
Nach [1] war es jedoch nicht nur das Vorkommen von Lehm, was die Ansiedlung der Ziegeleien begünstigte, sondern die Nähe zur Steinkohle, die anstelle des teurer gewordenen Holzes für die Energieerzeugung verwendet wurde. Zitat aus [1]:  "Dazu trugen auch die „Begünstigungspreise“ bei, die die Bergbehörden in Anknüpfung an die landesherrliche Politik des 18.Jahrhunderts den Ziegelherstellern beim Bezug von Steinkohle gewährte. In Anbetracht dieses Vorteils hatten bis 1830 von wenigen Ausnahmen abgesehen fast alle Ziegeleien auf das Brennen mit Steinkohle umgestellt."
Grund dafür, dass im Laufe des 20. Jahrhunderts die Ziegeleien nach und nach aufgegeben wurden, waren dann die Erschöpfung der Lehmgruben und die Konkurrenz auswärtiger Ziegeleien sowie der Siedlungsdruck infolge explodierender Bevölkerungszahlen [2].
Insgesamt gab es auf dem Rastpfuhl an drei Standorten 6 Ziegeleien, die jedoch nicht alle zur selben Zeit in Betrieb waren. Übersicht s. Abb. 13.1. Fischer nennt in [1] für das Jahr 1843 die Zahl 4 an Ziegeleien auf dem Rastpfuhl.

frühere Ziegeleien und Lehmgruben
Abb. 13.1 :
Lage früher zu unterschiedlichen Zeiten existierenden Ziegeleien und Lehmgruben auf dem Rastpfuhl
(höher aufgelöste Grafik als PDF-Datei)

Ziegelei an der Köllertalstraße
Die älteste, auf Karten nachweisbare Ziegelei befand sich an der heutigen Köllertalstraße östlich der heutigen Wohngebäude Hausnummer 44 und 47 .

Ziegelei Köllertalstraße
Abb. 13.2: Lage der ehemaligen Ziegelei an der Köllertalstraße

Die Ziegelei ist in der Karte von Duhamel aus dem Jahr 1808 als „Tuillerie“ eingezeichnet [6]. Die (heute) richtige Schreibweise lautet Tuilerie (Ziegelei). Die ungefüllten Flächen in Abb. 13.2, die wie in der Original Duhamel-Karte als geschlossene schwarze Linie dargestellt wurden, sind vermutlich Lehmgruben.
Anders als andere Ziegeleien werden die Gebäude in der Köllertalstraße auf späteren Karten (etwa ab der Wende zum 20. Jahrhundert) nicht mehr als Ziegelei gekennzeichnet.  Letztmalig als "Zgl." eingetragen sind die Gebäude in der Köllertalstraße in der Karte des Deutschen Reichs von 1893.[7]  Aktualität und Genauigkeit der Karten sind jedoch, wie eingangs erwähnt, zweifelhaft, so dass sich über die Betriebszeit der Ziegelei in der Köllertalstraße nur die grobe Aussage treffen lässt, dass diese der Zeit von Anfang bis Ende des 19. Jahrhunderts zuzuordnen ist. Damit war sie die erste Ziegelei auf auf dem Rastpfuhl, die in Betrieb gegangen ist und sie dürfte auch die die erste gewesen sein, die wieder stillgelegt wurde.

Ziegeleien am Knappenroth
Am Standort Im Knappenroth befanden sich mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere "Dampfziegeleien" mit wechselnden Eigentümern, s. Abb. 13.3 [8] - [18].

Ziegeleien Knappenroth
Abb. 13.3: Lage von früheren Ziegeleien am Knappenroth
mit nachgewiesenen Eigentümern um die Wende zum 20. Jahrhundert
1:        1889: "nicht mehr vorhanden"
2a/b:  Johann König, später: Karl König
3a/b:   Gebr. (Heinrich und Nicolaus) Speicher
4:         Adolf Michler, später: Albert Lietzmann, danach Emil Sarg

In den Adressbüchern der Jahre 1900 und 1901 werden für die Zahl der Arbeiter bei den Ziegeleien König, Speicher und Lietzmann je 20 genannt.

Als Eigentümer von Ziegelhütten ohne gesicherte Verortung können ermittelt werden:

Ziegelei an der "Schleifmühle" [18] - [21]
Die Ziegelei an der "Schleifmühle" wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und befand sich im heutigen Gewerbegebiet mit der Adresse Jenneweg 158/160.
Bauherr war der Wirt Heinrich Christian Michler, die Baugenehmigung für Neubau eines Ringofens zum Brennen von Ziegelsteinen auf dem Gelände Flur 28, Flurstück 273/1, „im großen Feld“ wurde Ende Oktober 1897 erteilt. Das Grundstück hatte er zuvor von der Charlotten-Stiftung Rußhütte erworben.
Bereits nach wenigen Betriebsjahren musste Michler Konkurs anmelden. Die Konzession zum Brennen von Ziegelsteinen ging zeitweilig  auf den Konkursverwalter Rechtsanwalt Steegmann über.
Im August 1901 übernimmt der Eisenbahn-Bauunternehmer Ernst Schubert die Dampfziegelei Schleifmühle und firmiert dann unter „Dampfziegelei Schleifmühle Ernst Schubert & Cie., St. Johann a.d. Saar., s. Abb. 13.4.  Teilhaber wird der Kaufmann Karl Mertz.

Ziegelei Schleifmühle
Abb. 13.4: Dampfziegelei Schleifmühle auf einem Briefkopf

1921  geht die Ziegelei in die Saar-Industrie A.-G. über.[12]  Das Büro der Ziegelei Schleifmühle hatte die Adresse Am Hof 3.
Die Ziegelei wurde vermutlich bis in den 2. Weltkrieg hinein betrieben. Letztmalig wird die Ziegelei Schleifmühle im Branchen-Fernsprechbuch von 1941 aufgeführt als Saarländische Baustoff-Fabrik, Dampfziegelei, Breit, M., Saarbrücken-Schleifmühle.
Von 1919 bis zum Konkurs im Jahre 2013 befand sich auf dem Gelände auch die Saarbrücker Eisenhandelsgesellschaft (SEG). Es ist davon auszugehen, dass die SEG die Gebäude der Ziegelei spätestens nach Ende des Betriebs für Lagerzwecke  verwendete.


Quellen:
  1. Fischer, Gert: Wirtschaftliche Strukturen am Vorabend der Industrialisierung : der Regierungsbezirk Trier 1820 – 1850. Dissertation an der Universität Bonn, 1988/89. ISBN: 3-412-16989-7
  2. Ried, Hans: Die Siedlungs- und Funktionsentwicklung der Stadt Saarbrücken; Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes; Arbeiten aus dem geographischen Institut; Band 3; Saarbrücken, Universität des Saarlandes, 1958
  3. Die Wald-, Kultur- und Siedlungskarte der Rheinprovinz 1801-1820, Ausgabe von Dr. E. Kuphal;
  4. Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling 1803-1820,
    online auf dem GR-Atlas der Université du Luxembourg
  5. Messtischblatt 3548 Saarbrücken, herausgegeben vom Reichsamt für Landesaufnahme 1934
  6. Atlas des concessions du Terrain Houiller de la Sarre (Duhamel-Atlas oder Beaunier-Atlas), 1808-10,
    Online auf Bibliothèque patrimoniale numérique de l’École nationale supérieure des mines de Paris (Mines ParisTech)
    sowie online bei Google Arts & Culture
  7. Karte des Deutschen Reichs, Maßstab 1:100.000, 1893; online im "Landkartenarchiv"
  8. Plan von Saarbrücken, St. Johann a/d Saar, Malstatt-Burbach, M 1:7.500, 1903
  9. Karte aufgenommen im Jahre 1850 von Wedell, Prem. Lieutenant im 7. Art. Regiment; Bande III, Blatt 4
  10. Karte "Sect. Jägersfreude-Saarbrücken", aufgenommen von Oberbergamtsmarkscheider Kliver im Jahre 1886
  11. Statistik kleiner und mittlerer Unternehmen in der Saarregion (1873 – 1895). In: Grabas, Margrit, Fuchs, Antje, Mathieu, Christian: Der regionalwirtschaftliche Stellenwert von kleinen und mittleren Unternehmen an der Saar zur Zeit der "Großen Depression", 2003; online auf dem Server der Saarländischen Landes- und Universitätsbibliothek
  12. Klein, Hanns: Ein Verzeichnis der Industrie-, Gewerbe- und Handelsbetriebe, Einzelfirmen, Gesellschaften und Genossenschaften des Handelskammerbezirks Saarbrücken vom Jahr 1871, in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 21(1973)
  13. verschiedene Adress- und Telefonbücher: Malstatt-Burbach, Stadt Saarbrücken
  14. Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau, Band 21, Ausgaben 7-12, 1897
  15. StA-SB Bgm. M-B 154: Fabrikanlage der Ziegelei von A. Michler, jetzt A. Lietzmann, und der Dachpappenfabrik von A. Lietzmann, jetzt Emil Sarg, 1882 – 1907
  16. StA-SB Bgm. M-B 155: Fabrikanlage der Ziegelei von Gebrüder Speicher, 1888 – 1901
  17. StA-SB Bgm. M-B 73: Fabrikanlage der Ziegelei von Johann König, 1889 – 1905
  18. StA-SB Bgm. M-B 195: Dampfziegelei Michler im Distrikt Knappenroth, Malstatt – Burbach, 1896 – 1901
  19. StA-SB Bgm. M-B 85: Anlage einer Dampfziegelei am Knappenroth durch H.C. Michler, jetzt E. Schubert & Cie
  20. Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau, Band 45,Teil 2; 1921
  21. Beckinger, Christian: Neue Lagerhalle für alteingesessenes Unternehmen. Saarbrücker Zeitung vom 17. Juni 2005
  22. Festschrift anlässlich des 50jährigen Bestehens der Firma Ernst Hugo Sarg & Co, Chemische Fabrik für Asphalt- und Teerprodukte, Saarbrücken 2: 1907 – 1957
  23. Adelmann, Gerhard (Hrsg.): Der gewerblich-industrielle Zustand der Rheinprovinz im Jahre 1836, Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn, 1967


13.1.2 Teerfabrik Hugo Sarg
Betrieb der Teerfabrik

Die "Chemische Fabrik für Asphalt- und Teerprodukte" Ernst Hugo Sarg & Co. Saarbrücken ging aus der Dampfziegelei u. Dachpappenfabrik von Emil Sarg hervor, die er  Ende 1904 von Albert Lietzmann erworben hatte, s. Kap. 13.1.1


Logo Teerfabrik SargAbb. 13.5: Logo der Chemischen Fabrik für Asphalt- und Teerprodukte Ernst Hugo Sarg & Co., 1960 aus [1]

Als Gründungsdatum der Fabrik gilt das Datum 31. Oktober 1907, mit dem ein Gesellschaftervertrag zwischen den Brüdern Emil, Ferdinand und Ernst Hugo Sarg in Kraft trat.[1],[16]
Das Unternehmen hatte seinen Standort südlich der heutigen Kleingartenanlage am Sportplatz am östlichen Ende der Straße Im Knappenroth, s. Abb.  13.6.  Die Stadtverwaltung hatte darauf bestanden, die Anlagen außerhalb des damaligen Siedlungsgebiets zu errichten.[16] Aus der ursprünglich kleinen Dachpappenfabrik und Teerkocherei entwickelte sich im Laufe der Jahre ein Familienunternehmen mit 1959 ca. 100 Mitarbeitern. Die Fabrik stellte ihre chemisch-technischen Produkte insbesondere für die Bauindustrie und den Straßenbau her.[1] Die Firma besaß ein Anschlussgleis am Güterbahnhof Schleifmühle und neben Kraftfahrzeugen 26 Eisenbahn-Kesselwagen für Rohteer.  (Stand 1957). Anfangs wurde der Rohteer in Fässer abgefüllt und mit Pferdefuhrwerken und später mit Lkw antransportiert, ab 1922 wurde das Rohmaterial über eine Rohrleitung vom Güterbahnhof Schleifmühle zur Fabrik hinauf gepumpt.[16]
Die Ziegelei hatte nur die Bedeutung eines Nebenbetriebs und wurde zu Beginn des 2. Weltkriegs stillgelegt.[16]
Die Fabrik wurde im 2. Weltkrieg insbesondere durch Luftangriffe in den Nächten 29./30. Juli 1942 und 5./6. Oktober 1944 weitgehend zerstört, aber anfangs wieder aufgebaut und die Produktion wieder aufgenommen [1], [2], [15], [16].
Erst nach den Bombentreffern Ende 1944 war ein Weiterarbeiten nicht mehr möglich.[16]
Nach Kriegsende wurde die Fabrik mit Ausnahme der Ziegelei nach und nach wieder aufgebaut und erweitert. Bereits am 30. August 1945 konnte die Dachpappen-Produktion wieder anlaufen.[16]
Bei einem Brand am 12. Juni 1953 entstand ein erheblicher Sachschaden. Die Teerfabrik wurde bis Ende der 1960er Jahre betrieben [4], 1969 wurde die Firma im Handelsregister gestrichen [5].
Details zur Firmengeschichte bis 1957 findet man in [16].

Lage der Teerfabrik Sarg
Abb. 13.6:
Lage der Teerfabrik Hugo Sarg im Jahr 1953, nach [2], (höher aufgelöste Grafik als PDF-Datei)

Spätere Bebauung des Geländes
Ab dem Jahr 1971 verfolgte der Unternehmer Jürgen Gräßer Pläne, auf dem Gelände der ehemaligen Teerfabrik und der näheren, damals unbebauten näheren Umgebung als "Projekt Knappenroth" einen Supermarkt und mehrere Wohnhochhäuser mit bis zu 19 Etagen zu errichten [6], [14], s.a. Kap. 10.4.4 - Rastpfuhl-Ost - Projekt Knappenroth.
Nachdem die Stadt Saarbrücken die Erschließungskosten erhöhte, den Bebauungsplan änderte und die Baugenehmigung verweigerte, kam es zu einem 32 Jahre dauernden Prozessmarathon, so dass die Planungen nie umgesetzt wurden. Die Prozesskosten ruinierten den Unternehmer, so dass das Gelände 1976 zwangsversteigert wurde [7]. Am 6. September 2010 wurde Jürgen Gräßer tot aufgefunden. Die Polizei schloss einen Suizid nicht aus [8].
Spätestens 1977 wurden die Gebäude der vormaligen Teerfabrik abgerissen [2], seit Mitte der 1980er Jahre wurde das Gelände einer ungehinderten Spontanvegetation überlasssen [9].
Im Jahr 2017 wurde der westliche Teil des Geländes mit 5 Mehrfamilienhäusern bebaut. Die Planungen dazu gehen auf das Jahr 2014 zurück [9], [13]. Seit 2019 gibt es Überlegungen, auch das restliche, also sich östlich anschließende Gelände der ehemaligen Teerfabrik Sarg zu bebauen, s. Kap. 10.4.5 Neues Wohngebiet "Knappenroth Ost".

Altlasten
Ab 1986 vorgenommene Bodenuntersuchungen ergaben „erhebliche Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffen und Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)“. Eine Gefährdung für die Bevölkerung durch Ausgasen oder die Verunreinigung von Grundwasser wurde jedoch vom Saarbrücker Umweltamt ausgeschlossen, solange das Gelände nicht bebaut oder anders genutzt werde. Dennoch wurde das Gelände vom Umweltministerium als eine von 11 Standorten im Saarland mit giftigen Schadstoffen aus industriellen Altlasten klassifiziert [10].
Beim Bau des Mehrfamilienhauses Im Knappenroth 25 gegenüber des früheren Fabrikgeländes wurden beim Aushub Teerfässer entdeckt, die zum Teil schon ausgelaufen waren. Das Baugelände wurde offensichtlich früher von der Teerfabrik als „Deponie“ genutzt. Der verseuchte Boden wurde ausgebaggert und zusammen mit den Fässern als Sondermüll entsorgt [11].
Im Vorfeld der Planungen für die Bebauung des westlichen Teils des Fabrikgeländes wurde der Boden erneut untersucht. Dabei ergaben sich nur „keine bis nur sehr geringe“ Belastungen, was u.a. darauf zurückzuführen sei, dass auf dem westlichen Teil des Geländes der ehemaligen Teerfabrik früher keine Betriebsgebäude standen. Zudem sei das Gelände schon früher im Rahmen der Planungen und Bauvorbereitungen für das Gräßersche Projekt um mehrere Meter abgetragen worden [9].
Bei den neuerlichen Überlegungen zur Bebauung des Geländes soll der kontaminierte Aushub in einem sogenannten Altlasten-Verwahrungsbauwerk gelagert werden, s. Kap. 10.4.5 Neues Wohngebiet "Knappenroth Ost".

Quellen:
  1. Schwingel, Karl: Saarbrücken - 50 Jahre Großstadt : 1909 – 1959; Hrsg.: Kulturdezernat d. Stadt Saarbrücken. Verlag Funk, Saarbrücken (Selbstverlag der Stadt), 1960
  2. Luftbilder in Brunner, Florian: Saarbrücken - Entdeckungen von oben. Geistkirch-Verlag, 2014. ISBN-13: 978-3938889039
  3.  Saarbrücker Zeitung vom 13.06.2003
  4. Maßnahmenbeschreibung Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 126.13.00 „Im Knappenroth“ Landeshauptstadt Saarbrücken vom 05. November 2014
  5. Official Company Registration  Ernst Hugo Sarg & Co.
  6. Müller, Peter F u, Müller, Michael: 1,5 mal 1,5 macht zusammen 1,5 in: Süddeutsche Zeitung, 15./16. Januar 2005; Seite III
  7. Fründt, Steffen: Odyssee durch die Instanzen in: Welt vom 20.12.2006
  8. Unternehmer Jürgen Gräßer tot aufgefunden in: Welt vom 07.09.2010
  9. Bebauungsplan Nr. 126.13.00 „Im Knappenroth“, Landeshauptstadt Saarbrücken, Begründung, aufgestellt durch ARGUS CONCEPT GmbH, Saarbrücken, 03.06.2015
  10. Hartmann, Michele: Leben mit dem Gift im Boden in: Saarbrücker Zeitung, 3./4. Februar 2007; S. C1
    sowie: Saarbrücker Zeitung vom 27.01.2007
  11. Saarbrücker Zeitung, 23. Dez. 2013; S. C3
  12. Maßnahmenbeschreibung Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 126.13.00 „Im Knappenroth“ Landeshauptstadt Saarbrücken vom 05. November 2014
  13. Infos über die Wohnanlage Knappenroth II auf der Homepage der KomCon GmbH
  14. Koch, Tonia: Projekt Knappenroth - Eine unendliche Justizgeschichte. Bericht auf der Webseite von Deutschlandfunk Kultur
  15. Kloevekorn, Fritz: Saarbrücken - Werden, Vergehen, Wieder-auferstehen einer deutschen Grenzstadt.
    Saarbrücker Zeltung Verlag und Druckerei GmbH, 1960; S. 228f
  16. Festschrift anlässlich des 50jährigen Bestehens der Firma Ernst Hugo Sarg & Co, Chemische Fabrik für Asphalt- und Teerprodukte, Saarbrücken 2: 1907 – 1957

13.1.3 Pasteurschacht
Zwischen den 1920er Jahren und Anfang der 1960er Jahre befand sich auf dem Gebiet der heutigen Straße Pasteurschacht eine Schachtanlage als Nebenanlage der Grube Von der Heydt, s. Abb. 13.7. Der Schacht wurde nach dem französischen Chemiker und Bakteriologen Louis Pasteur benannt, war jedoch auch unter dem Namen Südschacht bekannt.
Die Anlage diente als Wetter- und Seilfahrtschacht für den Von-der-Heydter Amelung-Schacht.

Lage Pasteurschacht

Abb. 13.7: Lageplan mit den ehemaligen Gebäuden und Zufahrtswegen des Pasteurschachts, nach [1] und [3];
höher aufgelöste Grafik als PDF-Datei
Legende:
1.    Schacht
2.    Schachthalle
3.    Fördermaschine
4.    Maschinenhaus mit Kesselhaus und Kühlturm
5.    Ventilatorenanlage mit Saughals zum Schacht
6.    Zechenhaus
7.    Pförtnerhaus

Der Schacht wurde am 24. Juli 1922 angehauen und bis Juli 1923 auf 203,25 m abgeteuft [2]. Der Durchmesser betrug 5 m. Die gesamte Anlage wurde Mitte 1929 fertiggestellt.
Aufgrund der Weltwirtschaftskrise musste im Jahr 1932 der Betrieb des Amelung-Schachtes eingestellt werden. Der Pasteurschacht war damit nach nur 3 Betriebsjahren überflüssig geworden. In den Jahren 1936/37 und 1952 wurden die Gebäude angerissen. Die Maschinen wurden teilweise für andere Gruben verwendet. 1960 wurde der Schacht verfüllt, 1961 wurden die Fundamente gesprengt und der Boden eingeebnet. Allein das Pförtnerhaus ist erhalten geblieben. Im Einwohnerbuch der Stadt und des Landkreises Saarbrücken 1941/42 ist das Haus als (einziges Haus in der Straße mit der Adresse Am Gilbenkopf) eingetragen mit dem Eigentümer Bergverwaltung und einem Bewohner mit der Berufsbezeichnung Grubenwächter[5]. Heute ist das Haus an Privatleute vermietet und wird als reines Wohnhaus genutzt, s. Abb. 13.9.
Anfang bis Mitte der 1960er Jahre erfolgte die Bebauung des Geländes der ehemaligen Schachtanlage mit acht teilweise villenartigen Häusern für Angehörige der Saarbergwerke AG („Wohnbauprojekt am Gilbenkopf – Pasteurschacht“).
Dabei bildet die Fläche um den ehemaligen Schacht auf dem Grundstück Pasteurschacht Hausnummer 5 eine eigene Parzelle.
Im Sommer 2019 wurde der Schacht im  Auftrag der RAG (Ruhrkohle AG) Montan Immobilien GmbH saniert, s. Abb. 13.8. [6]

2019 Schachtsanierung
Abb. 13.8: Bauarbeiten am Pasteurschacht im Sommer 2019


Umfassende, weiterführende Informationen zum Pasteurschacht findet man in [1].

Haus Pasteurschacht 1
Abb. 13.9: Haus Pasteurschacht 1 (ehemaliges Pförtnerhaus des Pasteurschachts)


Quellen:

  1. Jochum, Ehrhard: Der „Pasteurschacht“ in: Der Rastpfuhl - Geschichte eines Siedlungsgebietes und seiner Bewohner. Herausgeber: Deutscher Siedlerbund Landesverband Saarland e.V., Siedlergemeinschaft Saarbrücken-Rastpfuhl e.V., Volkshochschule Stadtverband Saarbrücken. November 1999
  2. Slotta, Delf: Grube Von der Heydt;  Stollen und Schächte in: Steinkohlebergbau Saar, Heft 3
  3. Deutsche Grundkarte 1932
  4. Plan der Stadt Saarbrücken, Maßstab 1:8000. Druck und Verlag Gebr. Hofer AG, Saarbrücken, November 1934
  5. Einwohnerbuch der Stadt und des Landkreises Saarbrücken 1941/42
  6. Pasteurschacht in Saarbrücken wird saniert. In: Saarbrücker Zeitung v. 3. Juli 2019, online


13.1.4 Sandgruben
Im Wald nördlich des Rastpfuhler Wohngebiets befanden sich zwei Sandgruben, s. Abb. 13.10.

Lage der Sandgruben
Abb.: 13.10: Lage der Sandgruben nördlich des Rastpfuhler Wohngebiets (höher aufgelöste Grafik als PDF-Datei)

Die eine "Sandkaul", mundartlich für Sandgrube, lag westlich der früheren B268 und heutigen A1 an den "Sieben Eichen". Sie gehörte zwar formal zum Burbacher Distrikt Ottstraße (vgl. Abb. 3.1), diente aber nach dem Ende der kommerziellen Nutzung den Kindern und Jugendlichen vom oberen Rastpfuhl als Abenteuerspielplatz, s.a. Abb. 13.11.

Abenteuerspielplatz Sandkaul
Abb.: 13.11: Sandgrube an den "Sieben Eichen" Ende der 1970er Jahre

Eine weitere, größere Sandgrube befand sich zwischen der früheren B268 und heutigen A1 und dem verlängerten Weg "Am Gilbenkopf" am nördlichen Ende des Rastpfuhl-Distrikts.
Beide Sandgruben sind heute verfüllt.



13.1.5 Rastpfuhl-Carrée
Das Rastpfuhl-Carrée ist ein Nahversorgungszentrum mit Geschäften, Restaurants und Dienstleistungsbetrieben und liegt  an der Ecke der Straßen Rastpfuhl und Im Knappenroth, s. Abb. 13.14. Der Gebäudekomplex hat einen L-förmigen Grundriss und insgesamt ca. 3.000 m² Verkaufsfläche. Auf der Rückseite des Gebäudes stehen ca. 180 Parkplätze zur Verfügung.
Vor dem Bau des Zentrums befand sich dort die Wendeschleife für die Stadtbusse und von ca. 1960 - 1965 auch für die Straßenbahn sowie ein Flachbau mit Post- und Sparkassen-Filiale, s. Abb. 13.13.
Die Planungen für das Einkaufszentrum gehen auf das Jahr 2004 zurück, der Saarbrücker Stadtrat stimmte dem Bauvorhaben im Februar 2006 zu.
Die Planungen erfolgten durch die RoLeG GmbH & Co. KG Projektentwicklung KG, Saarbrücken, ein Gemeinschaftsunternehmen der Landesentwicklungsgesellschaft Saar (LEG) und der Rosco-Unternehmensgruppe. Die Investitionssumme betrug 15 Mio. Euro.
Baubeginn war  der 19.03.2007, am 31.03.2008 wurde das Rastpfuhl-Carrée feierlich von der damaligen Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz eröffnet.

Rastpfuhl-Carree
Abb. 13.12: Rastpfuhl-Carrée mit Saarbahn-Haltestelle 2022 (Foto mit höherer Auflösung, PDF-Datei 1,1 MB)


Lageplan ca. 1970
Abb. 13.13: Situation vor Bau des Rastpfuhl-Carrées
(zwischen ca. 1960 und 2006)
Lagepaln ab 2008
Abb. 13.14: Lage des Rastpfuhl-Carrées seit 2007

Quellen:
  1. Neues Einkaufszentrum für den Rastpfuhl ist fertig. Saarbrücker Zeitung vom 14.03.2008
  2. Eröffnung Rastpfuhl-Carrée, vom Team von Unser-Malstatt-online.de, 01.04.2008, bis zur Einstellung des Webauftritts online auf unser-malstatt-online.de
  3. Noch ein neuer Supermarkt? Saarbrücker Zeitung vom 20.03.2004
  4. Stadtrat sagt Ja zu neuem Einkaufszentrum. Saarbrücker Zeitung vom 18.02.2006
  5. Arbeiten für den Neubau eines Einkaufszentrums beginnen am Montag. Saarbrücker Zeitung vom 17.03.2007
  6. „Ein Gewinn für die Menschen“ -Nahversorgungszentrum RastpfuhlCarrée eröffnet – 15 Millionen Euro investiert. Saarbrücker Zeitung vom 01.04.2008










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