14.2.1 Der Rastpfuhler Hof im 18. Jahrhundert
Im vorliegenden Kapitel werden Einzelheiten zum Rastpfuhler Hof
aufgeführt, wie er im 18. Jahrhundert als
Temporalbestandshof geführt
wurde, vgl.
Kap. 14.2
Quellen
Die Informationen stammen überwiegend aus Karbachs Ausarbeitung zur
Geschichte
der Temporalbestände in der Grafschaft Saarbrücken und der Herrschaft
Ottweiler des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert.[1]
Karbachs Werk basiert wiederum hauptsächlich auf historischen Dokumenten
aus den Jahren 1728 – 1788, die in dem Dokument
Acta betr die
Schäferei zu dem Raschpuler Hof auf Malstatter Bann[2]
zusammengefasst sind. Die 215 Blätter des Dokuments sind handschriftlich
in der damals üblichen Kurrentschrift abgefasst.
Komprimierte Informationen zum Rastpfuhler Hof findet man außerdem in
dem Buch
Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken von
Köllner und Ruppersberg.[3],[4]
Insbesondere mit Jahreszahlen versehene Detailinformationen sind
Momentaufnahmen, die zwar höchstens für eine Pachtperiode streng gültig
sind, aber dennoch eine gewisse Allgemeingültigkeit haben dürften.
Abb. 14.6-1: Eingenordeter Ausschnitt aus der
Auf den 4ten
Theil des Maaßstaabs Verjüngter Extract Mohlstadter Bann Carte, den
Raschpfuhler Hof [an der Cöllerthaler Straße] samt denen zunechst
daran gelegenen Grundstücken. Verfertigt Saarbrücken 29. Mai 1767 von
L: Haldy (aus [2]) - Vollständige Karte als
PDF-Datei (1,75 MB)
In den Bannbüchern (Vorläufer der heutigen Grundbücher) der Dörfer
Malstatt und Burbach aus den Jahren 1765ff [9] werden die Tracti (Plural
von Tractus, vergleichbar mit heutigen Fluren), die den Rastpfuhl
betreffen, als
Ackerland, Garten, Wieß und Wald, sowie als
ein
unbrauchbarer Graben aufgeführt. Für Tractus 13 No. 4 (heute wäre
das das Flurstück 4 auf Flur 13) werden
2 Häußer nebst Scheuer,
Stallung und
Hofgeringe (unmittelbarer Bereich um ein
Haus) genannt, vgl. Abb. 14.7, gelbe Fläche. Die Größe der Fläche wird
mit
½ Morgen und
15 ¾ Ruthen angegeben (ca. 1.500 m²).
In den Bannbüchern[9] enthalten ist außerdem ein Kapitel über
Besondere
Gerechtsame der Gemeinde Mohlstadt enthalten. Darin wurden u.a.
die Nutzungsrechte („
Gerechtsame“) festgeschrieben, insbesondere
Weiderechte für das Vieh des Rastpfuhler Hofs und der Schäferei im Dorf
Malstatt auf anderen Grundstücken.
Einzelheiten zum Rastpfuhler Hof
Gebäude und Inventar[6],[1]
In [2] ist ein sehr detailliertes
Inventarium [6] enthalten
Über
den Raschpfuhler Hof und Mohlstadter Schäferey mit allen dazu
gehörigen Gebäuden Vieh, Schiffs und Geschirr samt Gütern, wie
[...]
zum Theil durch verpflichtete [vereidigte]
Schätzer
aestimiret worden is. Mit
Schiff und Geschirr wurden
sämmtliche
Werkzeuge u. Geräthe bezeichnet, welche der Landwirth zur Betreibung
seiner Wirthschaft nöthig hat.[10] Neben Geräten und Werkzeug sind
im
Inventarium auch Möbel und Hausrat aufgelistet und dabei wie
bei allen anderen Gegenständen der jeweilige Erhaltungszustand genannt.
Gebäude:
- Malstatter Hof, im heutigen unteren Malstatt gelegen, 1728: Haus,
Scheune und Stallungen[5]
- Rastpfuhler Hof, 1768: einstöckiges gemauertes Wohnhaus mit
einfacher Ziegeldeckung, altes Wohnhaus (Fachwerkbau), Ochsenstall
(Fachwerkbau), 2 Schweineställe (Holzbau), Scheune (Fachwerkbau),
Schuppen (Mauerbau), Brunnen[6]
Bei dem alten Wohnhaus handelt es sich vermutlich um das Wohnhaus
des Torhüters König, bei der Scheune um diejenige, die erst 1907
abgerissen wurde, s.a. Kap. 10.1 Städtebauliche Entwicklung bis ca. 1935
- Malstätter Schäferei, 1768: Wohnhaus EG gemauert, OG Holzbauweise;
Scheune, Schafstall[6]
Zur Unterscheidung der Namen und Lage der Hofanlagen einschließlich
Schäferei s.
Kap. 14.2
Geschichte des Rastpfuhls im 18. und 19. Jahrhundert
Zum Hof gehörige Ländereien
- 1728: Äcker, Wiesen, (Nutz-)Gärten, Wald [5]
- 1768: Rastpfuhler Hof: (Nutz-)Gärten mit Äpfel-, Birn- und
Pflaumenbäumen
- 1768: Malstätter Schäferei: 2 kleine (Nutz-)Gärten [6]
of-
gering |
(Nutz-)
Gärten |
Wiesen
|
Acker |
Wald |
Summe |
0,2/
0,15[9] |
1,3 |
14,0 |
55,9 |
30,1 |
101,5 |
Tabelle 14.1: Hofflächen in ha (1763)[1]
Flächennutzung
Wiesen
Die Wiesen wurden als Weideflächen für das Vieh und zur Heuernte als
Winterfutter genutzt.[1]
Wald
1728: Der Wald nördlich der Äcker, Wiesen und Gärten war dem
Beständer
[Pächter]
der Beholtzigung nach der Forst- und Waldordnungen in ...
sich frey zu bedienen, erlaubet.[5]
Äcker
Beim Rastpfuhler Hof wurden Roggen, Gerste und Hafer angebaut. Dabei
wurde die verbesserte Dreifelderwirtschaft angewendet. Das bedeutet,
dass im dritten Jahr schrittweise keine Flächen mehr brach liegen
gelassen wurden und stattdessen Kartoffeln, Rüben oder Viehfutter
angebaut wurden.[1],[11]
Viehwirtschaft
An Viehbestand sind folgende Zahlen bekannt:
1728: 99 Schafe, nicht mehr als 300 erlaubt [5]
1768: Rastpfuhler Hof: 6 Ochsen, 1 Sau mit 5 Ferkeln, 1 Eber
Malstätter
Schäferei: 215 Hammel [6]
Weiderechte
Der Pächter des Rastpfuhler Hofs konnte Weideflächen auf Malstatter,
Burbacher und Völklinger Bann nutzen.[1] Diese waren grundbuchlich in
den Bannbüchern verbrieft, s.a. oben.[9]
Pächter und jährlicher Pachtzins
Zeitraum |
Pächter |
Höhe der
jährlichen
Pacht [Gulden] |
bekannte Zeit
für die Höhe der Pacht |
1729-34 |
Johann Ludwig Huffschlag (1691-1761)[8] |
302 |
1729 |
1734-40 |
Johann Peter Huppert, Meyer (Hilschbach) |
280[3] |
|
1740-46 |
Joseph Philippeau (Malstatt) |
280/230[3] |
1741/1740[3] |
1747-52 |
Johann Nikolaus Weinranck (St. Johann) |
176 |
1752 |
1753-58 |
Johann Jacob Pflug |
500 |
1755-60 |
1759-67 |
Wilhelm und Georg Stephan Beilstein |
550/530[3] |
1763-68 |
1768-76 |
Philipp Groß, Balthasar Schlachter, Philipp Schlachter,
Eberhard Pflug (St. Johann) |
550/580[3] |
1770, 1772 |
1777-81 |
Hofrat Johann Röchling und Thomas Köhl (nur Schäferei) |
352 |
1779 |
1782-87 |
Nikolaus Karcher & Genossen (nur Schäferei) |
|
|
Tabelle 14.2: Pächter und Pachtzins für den Rastpfuhler Hof
einschl. Inventar, Ländereien, Viehbestand und aller Rechte (wie z.B.
Weide- und Holzschlagrecht) [1],[5],[6]; teilweise abweichende Angaben
in [3]
Bekannt ist der Pachtvertrag vom 16. Dezember 1728, gültig für 6 Jahre
ab 1729. Der Vertrag ist handschriftlich in der damals üblichen
Kurrentschrift abgefasst,
hier eine Transkription mit erläuternden
Anmerkungen.
Quellen:
- Karbach, Jürgen: Die Geschichte der Temporalbestände in der
Grafschaft Saarbrücken und der Herrschaft Ottweiler des
Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert. In:
Beiträge zur Geschichte Saarbrückens, Zeitschrift für die Geschichte
der Saargegend; Jg. 47. 1999, Hrsg.: Historischer Verein für die
Saargegend e.V., Selbstverlag des Vereins, Saarbrücken, 1999, S.
86-157
- Acta betr die Schäferey zu dem Raschpuler Hof auf Malstatter
Bann, 1728-1788. LA SB, Sign. NS II, Nr. 2754, Blatt 1-215
- Zur Siedlungsgeschichte des Rastpfuhls. In: Köllner,
Friedrich, Köllner, Adolf, Ruppersberg, Albert: Geschichte der
ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, III. Teil (Geschichte der Stadt
Saarbrücken), 2. Band, 2. Auflage 1914. Nachdruck 1979, Verlag
Saarbrücker Bücher St. Ingbert. ISBN 3-921 815-06-1, S. 173f
- Höfe und Weiler auf dem Malstatt-Burbacher Bann. A.a.O, S.
192f
- Pachtvertrag vom 16. Dezember 1728 zum Herrschaftlichen Hof zu
Mohlstatt. In: [2], Blatt 1-3
- Inventarium über den Raschpfuhler Hof und Mohlstadter
Schäferey, 1768. In: [2] Blatt 162-183
- Informationen zur Meyerey Mohlstatt. In: Bericht von Christian
Lex über den „Zustand derer unter das OberAmt Saarbrücken
gehöriger Dorfschaften“, 1756. LA SB, Sign. N-S I 1
- Genealogische Daten von Johann Ludwig Hufschlag auf den
Internet-Seiten von Kai Hackemesser, online
- Bannbücher der Dörfer Malstatt und Burbach: Realkataster, nach der
Vermessung von Feldmesser Johann Wilhelm Meurer, 1765 ff. StA SB,
BLF 30
- Stichwort Schiff und Geschirr in: Pierer's Universal-Lexikon, Band
15. Altenburg 1862, S. 174, online
- Text zum Stichwort Verbesserte Dreifelderwirtschaft im AgriLexikon
von i.m.a - information.medien.agrar e.V; online
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